Organ und Knochenmarkspende

  • Jeder Mensch hat ein Anrecht auf sein Leben. Da habe ich nie was gegen gesagt. Aber wenn das Kind nunmal mit Organschäden auf die Welt gekommen ist (unabhängig davon ob reparabel oder irreparabel), dann heißt es ja noch lange nicht, dass ihm mit anderen Organen geholfen ist. Viele eingepflanzte Organe versagen im Alter und man tut einem Kind meiner Meinung nach keinen Gefallen, wenn man ihm immer wieder neue Organe einpflanzt. Das ist doch krank. Es würde mich unendlich anwidern, wenn ich irgendwelche fremde Organe eingepflanzt bekommen würde. Wer sich so krankhaft an sein Leben oder das von Angehörigen klammert...naja, gut. Muss jeder selbst wissen.


    Man sollte niemals jemanden zu dieser Entscheidung zwingen. Aber wenn jemand leben will und die Möglichkeit hat, so sollte sie ihm auch nicht verwehrt werden. Ich weiß nicht, ob ich es selbst wollen würde, aber ich könnte mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen, als zu leben und Jahr für Jahr in ihrem Krankenbett zittern und warten, ob sie nun sterben oder im letzten Moment doch noch ein Spenderorgan bekommen. Für diese Menschen würde ich spenden wollen, da es ja ihr eigener Wunsch ist, diese anzunehmen und sie sich über die evtl. Konsequenzen im Klaren sind.

    Wissenschaftlich gesehn: Klar, wenn man seine Organe im hohen Alter regelmäßig durch neue ersetzt, kann man an Maschinen angeschlossen locker die 100-Jahre-Grenze knacken...um mal den Extremfall zu nennen. und natürlich ist es noch tragischer, schon in jungen Jahren zu sterben, will ich ja auch gar nicht abstreiten. aber wenn man beispielsweise früh ein Organ oder Knochenmark transplantiert bekommt, muss man sein restliches Leben lang mit Einschränkungen leben.

    Und da kommt für mich die berühmte Frage auf, wie lange und unter welchen Bedingungen das Leben da noch lebenswert ist. Was ist das für ein Leben, wenn man sich tagtäglich quälen muss?
    Dann will ich lieber den schnellen Tod.

    Ich sag ja auch nicht, dass meine Einstellung zu dem Thema die einzig richtige ist.


    Mir geht es nicht darum das Leben künstlich zu verlängern. Ich bin nicht dafür, dass Komapatienten unter unwürdigen Bedingungen ewig am Leben erhalten werden oder Menschen mit Operationen und Spenden über 100 Jahre alt werden. Worum es mir geht, sind diejenigen, die schon in jungen Jahren kaum Chancen haben, eben weil sie Leukämie haben oder ihr Herz schwach ist. Diese Menschen würden vll mit 20 oder jünger sterben, und wenn sie sagen, es ist okay für sie, gut. Aber wenn diese Menschen leben wollen, was ich durchaus verstehen kann, ebenso, wie den anderen Gedanken nachvollziehen kann, so sollten sie die Chance dazu bekommen, vorallem, wenn die Technik die Möglichkeit dazu bietet.

    Ich denke, als Gesunder ist es einfach immer sehr schwer einzuschätzen, was Kranke oder Behinderte wirklich wollen, da man zwar nachvollziehen kann, wie es ihnen geht, aber es niemals wirklich nachfühlen kann.

    Jeder hat seine eigene Einstellung dazu und ich würde niemanden dazu zwingen wollen zu spenden, oder seine Meinung zu ändern, ich will lediglich darlegen, warum ich so denke.
  • Man sollte niemals jemanden zu dieser Entscheidung zwingen. Aber wenn jemand leben will und die Möglichkeit hat, so sollte sie ihm auch nicht verwehrt werden. Ich weiß nicht, ob ich es selbst wollen würde, aber ich könnte mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen, als zu leben und Jahr für Jahr in ihrem Krankenbett zittern und warten, ob sie nun sterben oder im letzten Moment doch noch ein Spenderorgan bekommen. Für diese Menschen würde ich spenden wollen, da es ja ihr eigener Wunsch ist, diese anzunehmen und sie sich über die evtl. Konsequenzen im Klaren sind.


    Du kannst für diese leute spenden, wenn du möchtest und du es für richtig hältst.

    Manch einer mag mich egoistisch nennen, aber ich sehe nicht ein, meine Organe für so etwas derartig sinnloses zu verschleudern. Nur damit irgendjemand, den ich noch nicht einmal kenne, ein Jahr länger leben kann. Es graust mich bei der Vorstellung, dass mein Leichnam für Jemanden aufgeschnitten wird, den ich nicht kenne, mir dann die Eingeweide entnommen werden und jemand Anderes eingepflanzt werden.

    Das fällt für mich sowohl unter die Kategorie 'Leichenschändung', als auch die Kategorie 'Geldverschwendung'.

    Auch wenn ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, möchte ich, dass mein gesamter Körper (MIT Eingeweiden, bitte) begraben wird, damit ich ich auch gefälligst gleich VOLLSTÄNDIG von dieser Erde verschwinde. Dann ist mein Kapitel Weltgeschichte wenigstens ein für allemal abgeschlossen. und meinen Angehörigen wird es auf jeden Fall leichter fallen, mit mir abzuschließen.
  • Na ja, Organe sind eigentlich bloß ... Objekte. Deshalb hätte ich weder ein Problem damit, meine Organe nach meinem Tod abzugeben (wobei ich schon gerne die Möglichkeit einer gewissen Entscheidungsfreiheit hätte, also gerne vorher festlegen dürfte, was der, der die Organe bekommt, NICHT sein darf) noch damit, welche zu bekommen. Das einzige, was mir als Organspender vielleicht Sorge bereiten würde, wäre die Möglichkeit, dass Ärzte, wenn ich in einer lebensgefährlichen Lage bin, weniger unternehmen, weil sie mit meinen Organen jemanden anders versorgen könnten und diesen (unterbewusst oder bewusst) vorziehen.
  • @ Drencrom
    Ich versteh deine Meinung, meiner Mum gehts genauso. Sie ist wirklich ein sehr sozialer und herzensguter Mensch, sie würde ihr letztes Hemd für andere geben - aber nicht ihre Organe ?( Da kann ich sie einfach nicht überzeugen.

    Ich selbst habe seit meinem 16. Lebensjahr einen Organspendeausweis, allerdings habe ich damals die Option angekreuzt, dass man mir alle Organe entnehmen darf außer Herz, Lunge und die Hornhaut der Augen. Damals war mir die Vorstellung zuwider, dass jemand anderes diese Organe bekommt, bei den anderen (Leber, Nieren und so) wars mir egal.
    Mittlerweile hab ich das geändert, sollen sie doch alles nehmen, was sich irgendwie verwenden lässt :D

    @ Corab
    wobei ich schon gerne die Möglichkeit einer gewissen Entscheidungsfreiheit hätte, also gerne vorher festlegen dürfte, was der, der die Organe bekommt, NICHT sein darf

    Falls du damit gesundheitliche Aspekte meinst, gibt es soweit ich weiß, bestimmte Kriterien bei der Erstellung von den Wartelisten auf ein Organ. Also jemand mit einer angeborenen schweren Lebererkrankung wird da weiter oben angesetzt als ein Alkoholiker, der ja überspitzt gesagt "selbst schuld" ist. Bei starken Rauchern ist es glaub ich auch so. Falls du auf charakterliche Attribute anspielst, darauf kann man keinen Einfluss nehmen, soweit ich weiß ;)

    Blut oder gar Knochenmark ( :wacko: ) kann ich nicht spenden, dafür bin ich viel zu empfindlich, was Blut und Spritzen und Venen und so angeht. Einmal hab ich mich von meiner Tante überreden lassen, zum Blutspenden mitzukommen - da bin ich schon zusammengeklappt bevor ich dran war :ofall:
    Allein bei der Vorstellung, wenn man diesen Ball kneten muss, damit das Blut richtig fließt wird mir schon wieder ganz anders. Ich muss mich hinlegen :)
  • Falls du auf charakterliche Attribute anspielst, darauf kann man keinen Einfluss nehmen, soweit ich weiß ;)

    Ich meinte damit schon etwas in der Richtung. Ich würde meine Organe z.B. äußerst ungern jemandem überlassen, der bereits durch rassistische Aussagen/Taten aufgefallen ist. ^^
  • Du kannst für diese leute spenden, wenn du möchtest und du es für richtig hältst.

    Manch einer mag mich egoistisch nennen, aber ich sehe nicht ein, meine Organe für so etwas derartig sinnloses zu verschleudern. Nur damit irgendjemand, den ich noch nicht einmal kenne, ein Jahr länger leben kann. Es graust mich bei der Vorstellung, dass mein Leichnam für Jemanden aufgeschnitten wird, den ich nicht kenne, mir dann die Eingeweide entnommen werden und jemand Anderes eingepflanzt werden.


    Ich kann verstehen, wenn man das aus ethischen Gründen oder aus dem persönlichem Empfinden heraus nicht möchte. Sinnlos finde ich jedoch etwas krass gewählt, weil nach dieser Logik das Retten jedes Menschenlebens sinnlos wäre. Es würde sich die Frage stellen: Warum laufe ich in ein brennendes Gebäude um ein Kind zu retten? Warum springe ich ins Wasser, wenn jemand zu ertrinken droht? Prinzipell wäre es das Gleiche und mit dieser Einstellung würde man somit auch jegliche Zivilcourage infragestellen, was ein bisschen eine "Jeder ist sich selbst der Nächste"-Haltung impliziert.
    Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod und für mich sind die Organe danach halt in erster Linie nutzlos, weshalb ich kein Problem darauf habe, auf sie zu verzichten. Immerhin wären sie durch eien Spendung nicht einfach vergeudet.

    Ich meinte damit schon etwas in der Richtung. Ich würde meine Organe z.B. äußerst ungern jemandem überlassen, der bereits durch rassistische Aussagen/Taten aufgefallen ist. ^^


    Dieser Punkt und den mit der Voreingenommenheit der Ärzte, den du weiter oben angesprochen hast, sind auch die beiden, die mich zögern lassen, meine Organe zu spenden. Natürlich will ich Menschen helfen, aber ich will nicht, dass ein fanatischer Neo-Nazi weiterleben kann, weil er meine Niere hat. Vll sollte man diesbezüglich recherchieren, ebenso wie zu Alkohol- und Drogenkonsum und denjenigen dementsprechend auf der Liste wandern lassen.
  • Ich meinte damit schon etwas in der Richtung. Ich würde meine Organe z.B. äußerst ungern jemandem überlassen, der bereits durch rassistische Aussagen/Taten aufgefallen ist.


    Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber was ist mit dem kleinen Kind, das mit fehlerhaften Organen geboren wurde? Hat das kein Anrecht auf Leben, nur weil es "Pech" hatte und das, obwohl die Möglichkeit besteht, es zu heilen?


    Hat jemand, der vielleicht in falschen Verhältnissen aufgewachsen ist kein Anrecht darauf, dass sein Leben durch eine Organspende gerettet wird? Und hat jemand das Recht gerettet zu werden, wenn er das Potential hat, jemand anderen zu töten? Also das mit dem Leben ist äußerst kompliziert... Egal ob man seine Organe spendet oder nicht - man kann nicht wissen, ob das eine gute Entscheidung war oder nicht. Lebende Menschen essen andere Lebewesen, ein gerettetes Menschenleben vernichtet also viele andere Leben. Das falsche nicht gerettete Leben hingegen, welches in Zukunft die Welt zum Besseren wenden würde, ist auf jeden Fall schlecht. Man kann nicht sagen, dass man mit Organspenden die Welt verbessert, nur das Leben eines Einzelnen. Das muss aber auf keinen Fall positiv sein, und das darf man nie aus den Augen lassen. ^^
    :)
  • Das muss aber auf keinen Fall positiv sein, und das darf man nie aus den Augen lassen. ^^


    Wenn man sich ansieht, was Menschen alles machen, wie sie den Planeten zerstören, sie gegenseitig bekriegen, alles ihrem Willen unterwerfen, dann wäre es nahezu verwerflich einen Menschen zu retten. Es ist einfach eine schwere Frage, weil man prinzipiell danach gehen müsste, wer es nun verdient hat und wer nicht und vll letzten Endes sogar zu dem Schluss kommt, dass es niemand verdient hat. Jedoch ist die Gesellschaft nun mal darauf ausgelegt, jedes Menschenleben, das gerettet werden kann (unter normalen Umständen) auch zu retten und alle ihre Möglichkeiten zu nutzen.

    All diese Entwicklungen und die "Schlechtigkeit des Menschen", lassen sich wohl kaum ändern oder aufhalten, weil es auch in der Natur des Menschen liegt. Vielleicht wäre es besser, den Menschen sterben zu lassen, anstatt ihn zu retten, aber wie schon erwähnt müsste man sich das dann immer vor Augen halten, wodurch es keinen Sinn machen würde Zivilcourage zu zeigen, Krankheiten zu heilen, Erste Hilfe zu leisten. Letzten Endes würde es darauf hinauslaufen, dass man sagt: "Du hast ein Anrecht darauf zu leben, solange du gesund bist, danach musst du sterben." Da der Mensch ja prinzipiell ein Tier ist, wäre es wohl der natürlichste Weg, allerdings lässt sich das halt mit den meisten ethischen Modellen nicht vereinbaren. Immerhin ist es schwer in dem kleinen, krebskranken Mädchen den fleischfressenden Umweltverschmutzer zu sehen.
  • Dann kann man also gleich sagen, dass es egal ist wie man sich entscheidet, man tut stets das Richtige. Wenn man dem kleinen, krebskranken Mädchen hilft, stützt man die Gesellschaft und den Erhalt des Menschenlebens. Wenn man es nicht tut, unterstützt man den natürlichen Lauf der Dinge, und auch die Natur. Demnach ist die Entscheidung für/gegen Organspenden immer richtig, und das Problem wird auf "Wen unterstütze ich jetzt lieber?" verlagert.
    :)
  • Eine Musterlösung gibt es halt nicht, weil man für beide Seiten Argumente finden kann, die ungefähr gleich gewichtet werden, zumindest, wenn man Natur und Gesellschaft als gleichwertig ansieht. Demzufolge müsste jeder für sich selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist und ob er nun spendet oder eben nicht.