Der Boss — eure Theorien (Zusammengefasste Infos im Startpost nachlesbar)

Naja, wenn bei eigentlich jeder Theorie irgendwann das (natürlich total schwachsinnige) Argument "Gosho trollt" folgt, wieso auch nicht hier?
Das Problem ist einfach, wenn man sich total auf die Interviews stützt, kann man nur noch von Atsushi als Bosskandidaten ausgehen, da alle anderen Kandidaten allein schon durch die Formulierung "Ai ist überrascht" automatisch ausscheiden (wenn man jetzt ganz einfach an die Sache herangeht).
Da würde es mich fast schon nicht überraschen, wenn Gosho eine solche Alternative nimmt. Oder gar den Namen lediglich in einem Schriftstück auftauchen lässt, ich erinnere nur an die Listen in Band 28, wer den Sirenenpfeil so eingekauft hat und wo auch Shiho aufgelistet war.

Es gibt aber einen Unterschied zwischen plausibel und völlig absurd. Dass Goshos Aussagen nicht 100% eindeutig sind, damit muss man leben, aber i-wo muss auch eine Grenze gesetzt werden, was die Wahrscheinlichkeit einer Interpretation angeht.

Das Zusammenbasteln des Namens aus jeweiligen Teilen von anderen Namen klappt ohnehin nicht. Wenn man sofort auf den Boss kommt, sobald man den wahren Namen der Organisation weiß, kann es sich bei ihm kaum um jemanden handeln, der noch nie vorgekommen ist, sondern man sich erst zusammenbasteln muss.

Eine vom Autor Aoyama persönlich gestaltete Namensliste wie dem Gästebuch der Sireneninsel ist aber etwas völlig "ungetrolltes", im Gegensatz zu undefinierten Namenskombinationen. Die Listeneinträge sind festgelegt - der ermittelnde Leser muss jetzt nur noch, in bester Holmes-Manier, das Indiz finden.
Zu "Ai wäre über den Boss überrascht" - wieviele Begriffe kennt die japanische Sprache eigentlich für Überraschung, Schock usw.? Gibt es das Material her, in Bezug auf die Überraschung mit unterschiedlichen Begriffen nach dem Muster "Territory / Domain / Area" zu arbeiten?
Es stimmt, dass man momentan keine mögliche Überraschung seitens Ai für Karasuma, Kaneshiro u.a. absehen kann. Aber dass man aus dieser Überraschung so ein gewichtiges Argument machen muss, leuchtet mir nicht so zwingend ein: von einem Generationswechsel der Anführer über "Atsushi ist nicht Shihos biologischer Vater" aber Atsushi (oder der biol. Vater) ist der Boss bis hin zu "der Boss ist eine KI und hat den Baron der Nacht als Kind und Itakura als Vater oder Paten" dürfte ziemlich viel Ai überraschen.
Ich möchte lieber eine andere Herangehensweise vorschlagen. Die Produzenten von Folge 345 hätten mit Aoyamas Notizen angeblich den Boss aufdecken können. Schaffen wir es, diese Folge zu "dekompilieren" und zu eruieren, welche Teile durch Aoyamas Notizen beeinflusst wurden, so dass man diese Gedanken rekonstruieren kann?
Als Fragestellung zum Beginn hätte ich, dass man nach Logikbrüchen (bzw. unerklärten Handlungen der Figuren) sucht - dahinter könnten sich zwangsweise eingebaute (von Aoyama vorgeschriebene) Geschichtselemente verbergen...
Gerade Vermouth' Handlungen könnten sinnig unter die Lupe genommen werden.

Grüße, Grand-Duc

Dann beschränkt sich das ganze automatisch auf Jodie oder Shiho. Denn die beiden standen zusammen mit Vermouth im Fokus. Folglich würden Kandidaten wie Kaneshiro, KI etc. rausfallen.

Das erachte ich als relativ schwierig, weil, soweit ich den Wortlaut im Kopf habe, es Dokumente waren, die die Animeproduzenten in die Hände bekommen haben, aber es wird nicht gesagt, dass das in die Folge reinspielt. Vor allem, da der Fall auf den Kapiteln aus Aoyamas Manga basiert und es jetzt nicht wirklich Unterschiede zwischen dem Mangafall und der Animeumsetzung gab. (Gut, du willst Handlungen von Figuren finden, aber das erachte ich als Akt der Unmöglichkeit, weil es zu viele in dieser Folge gab und zu viele davon könnten für uns wichtig wirken, aber es einfach nicht sein, da wir ja nicht wissen wer der Boss ist.)
Aoyama meinte doch auch nur, dass die Produzenten, wenn sie genau hinschauen würden, herausfinden könnten, wer der Boss ist. Also was würde es uns Lesern bringen einen Fall auseinander zu nehmen, der höchstwahrscheinlich keine Hinweise enthält? Jedenfalls nicht diese, auf die du dich beziehst?

Die Sache mit der 345. Episode ist leider nicht so einfach, Gosho sagte in einem Interview 2011:

During your long serialization, what were the most difficult parts? Die Antwort

Forgetting about plot developments that I foreshadowed previously (laughs). It was a lot of work to reveal the foreshadowed plot about Vermouth (episode #345). It felt ike I had to add in this, that and everything. I had passed the pieces of papers on which I wrote the plot developments to the anime staff, but now I want it back (laughs). If you read those, you might even know who the Boss is.
Quelle: detectivconanfanclub.com

Zwei Punkte sind es, die die Aussage mEn leider entwerten. Zum einen ist das Interview einige Jahre nach der Umsetzung veröffentlich worden, seitdem gab es weitere Entwicklungen in der Handlung sowie weitere Äußerungen Goshos. Es ist daher zumindest nicht ausgeschlossen da er dies in seiner Aussage mit berücksichtigt hat, aber es nicht explizit sagte. Der zweite Punkt ist, dass in der Anime Umsetzung vermutlich nicht alles aufgegriffen wurde, was es im Vermouth-Arc an Hinweisen gab, es kommt ja immer wieder zu Abweichungen. Von daher wäre wohl das beste, was man tun könnte, die Handlungsstränge im Arc zu betrachten, und so zu versuchen, Hinweise zu entdecken.

Zwei Charaktere, die in diesem Arc auch vorkommen, werden ja gerade diskutiert, Atsushi und Jodies Vater. Zu Atsushi wurde schon einiges gesagt, ich bin zwar der Meinung, dass diese Variante nicht zu einfach ist, sondern das es durchaus möglich ist, dass der ursprüngliche Plot nicht so kompliziert gestrickt war, wie man en nun nach über 80 Bänden vielleicht glauben mag. Dazu auch ein kurzer Absatz aus dem Drill Book von 2003 (bei DCWorld im Forum nachlesbar):

The plot was finished in about two weeks, but it's not something I/we thought neurotically about. Conan turned back to a first grader, since Shinichi is 17, so I thought that turning back exactly ten years would be easy to understand. I get asked if why I chose first grade, but that's pretty much all the reason (laughs). Although, there also was a bit of an aspect that, since first graders are completely children, someone that age will be laughed at and then forgiven for doing anything.

Was Jodies Vater betrifft, so ist hier natürlich der Knackpunkt, dass über ihn nicht wirklich etwas bekannt ist. Wir wissen lediglich, dass er für das FBI gearbeitet hat, gegen Vermouth ermittelt hat und vermutlich von dieser getötet wurde. Durch das Zeugenschutzprogramm von Jodie ist noch nicht mal der Name gesichert. Will heißen, der Raum für Interpretationen ist groß, während zugleich auch keine Indizien zur Verfügung stehen, gegen die Theorie zu argumentieren, sondern man muss der Interpretation eine Interpretation entgegen halten, von daher kann man das gelassen angehen, wäre ja auch zu einfach, wenn wir das Rätsel jetzt bereits gelöst hätten.

Es fallen nicht zwingend Kandidaten raus, die keine Beziehung zu den Figuren im Fokus haben, Bee.
Am Ende des Falls wird Vermouth zum Boss zurückgerufen - aber AFAIK nicht erklärt, wie dieser zu der Einschätzung zu weit gelassener Freiheit kam! Wie wurden die Informationen für seine Entscheidung übertragen?
Dafür wurde aber betont, dass das Partyschiff eine ziemlich ausgefuchste audiovisuelle Überwachungsanlage besaß.
Der Bezug zu Film und Special Effects könnte eine Verbindung zu Itakura herstellen; eine Notiz Aoyamas an die Produzenten potentiell besagen, dass die A/V-Merkmale des Schiffs zwingend detailgetreu beachtet werden müssen - und schon ist die KI (per Funküberwachung oder Hack der Schiffssysteme) wieder im Spiel. Ein denkbares Beispiel wäre eine im Manga gezeichnete Radio-Antenne am Schiff - Fäden (auch Antennen), Haare und Fell sind in Animationen höchst aufwändig umzusetzen (deswegen hatten die Toy-Story-1-Figuren so gut wie alle auch eine glatte Oberfläche), wenn solche Sachen im Anime vorhanden sind, könnte das auf eine Einflussnahme des Mangaka zurückgehen.

Was ich also meinte, war, dass man vielleicht Elemente findet, die in der Animeumsetzung wegen der Technik des Mediums unlogisch, kompliziert oder unerwartet sind, da diese möglicherweise auf den Einfluss des Autors zurückgehen und Indizien liefern können.

Ah, um nicht nur dauernd die KI zu promoten , das Verbot des Kürzens einer durch das Bild rennenden Laborratte oder das Zeigen einer Figur im Laborkittel wären denkbare von Aoyama eingebrachte Elemente (hier pro Atsushi), allgemein könnten Cameo-Auftritte verdächtig sein.

Grüße, Grand-Duc

Spürnase schrieb:

Was Jodies Vater betrifft, so ist hier natürlich der Knackpunkt, dass über ihn nicht wirklich etwas bekannt ist. Wir wissen lediglich, dass er für das FBI gearbeitet hat, gegen Vermouth ermittelt hat und vermutlich von dieser getötet wurde. Durch das Zeugenschutzprogramm von Jodie ist noch nicht mal der Name gesichert. Will heißen, der Raum für Interpretationen ist groß, während zugleich auch keine Indizien zur Verfügung stehen, gegen die Theorie zu argumentieren, sondern man muss der Interpretation eine Interpretation entgegen halten, von daher kann man das gelassen angehen, wäre ja auch zu einfach, wenn wir das Rätsel jetzt bereits gelöst hätten.

Ja, das selbe gilt aber für jede andere Anokata Theorie. Alle Kandidaten sind Charaktere, die bisher kaum ausgeleuchtet wurde. Was wissen wir über Atsushi? Er war Wissenschaftler der BO, Ais Vater und wurde getötet. Karasuma? Reich, Krähen-Thema, tot. Kaneshiro? Alt, Verbindung zu Computerviren, spekuliert über Conan.
Alle ernstzunehmenden Charaktere haben gemeinsam, dass man sie nicht wiederlegen kann, weil man zu wenig weiß. Unwissenheit über Charaktere ist momentan das einzige, was Spekulationen erlaubt. Ausgeleuchtete Charaktere können alle ausgeschlossen werden.

Das Problem was ich an der Herangehensweise mit den Notizen sehe, ist, dass wir diese nicht haben. Da könnten Sachen drauf gestanden haben wie "Person A muss wenn Person B Satz C sagt auf Art und Weise D reagieren, und nicht auf Art und Weise E, sonst gibt es später keinen Sinn mehr".

Wenn man damit arbeiten will muss man sich überlegen, welche Fehler die Anime-Produzenten möglicherweise hätten machen können, hätten sie die Notizen nicht gehabt.

Ist etwas schwierig zu erklären, das beste Beispiel was mir einfällt ist der Übersetzungsfehler im Busentführungsfall, bei dem Vermouth in der englischen Version fragt "What do you want with my lipstick?" (im Original "your lipstick", obwohl es gar nicht ihrer war, sondern der von Jodie. Als Anime-Produzent, der gerade das Script für diese Folge schreibt, weiß man zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass eigentlich Araide Vermouth ist und nicht Jodie (außer, man hat gut aufgepasst). Deswegen wäre da zum Beispiel so eine Notiz sinnvoll, die betont, dass es sich nicht um ihren Lippenstift handelt, sondern dass sie fragt, was Conan mit "seinem" Lippenstift anfangen will.

Die Frage ist also, welche kleinen Details im Vermouth Arc (so wie ich das verstanden habe geht es um den Arc, und nicht nur Folge 345) könnten bei fehlerhafter/ungenauer Umsetzung später zu Plotholes führen?

Seh ich das richtig, dass der Vermouth Arc mit dem Pisco-Fall beginnt? Man müsste sämtliche irgendwie plotrelevante Folgen bis 345 systematisch durchkämmen, wenn man mit den Notizen irgendwas anfangen will.

*edit* Krass, viel zu langsam!Finde Grand-Duc's Anmerkung mit dem Schiff recht interessant, wär auf jeden Fall sinnvoll den Teil der Folge mit dem Schiff mal mit dem Manga zu vergleichen. Ich werd die Tage bei Zeit mal die Folgen durchkämmen und selbst nach möglicherweise interessanten Sachen suchen, die man genauer durchleuchten kann. Für heute ist's leider zu spät. Nacht!

@Spürnase: Das Interview ist aber genauso einige Jahre nach der Umsetzung veröffentlicht worden wie wir jetzt auch darüber und damit spekulieren. Der Zeitraum zwischen Folge und Interview kann also nicht als entkräftendes Argument genannt werden.

Grüße, Grand-Duc