Guten Morgen meine Lieben!
Die Woche neigt sich dem Ende zu. Habt ihr die Zeit genutzt um Plätzchen zu backen oder über den Weihnachtsmarkt zu streifen? Ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber das werde ich dieses Wochenende nachholen. Ich hoffe ihr habt auch so einen schönen Christkindlmarkt in der Nähe.
Heute hat das Türchen Nr. 12 Tobina für uns gestaltet. Viel Freude beim Lesen!
...........................
(Wer gerne Musik beim Lesen hört, dem kann ich als Soundtrack DC Ending 'Shiroi Yuki' von Mai Kuraki dazu empfehlen.)
Ihr warmer Atem beschlug an der kalten Fensterscheibe. Die Welt draußen, von ihr nur durch zwei dünne Scheiben Glas getrennt, war dunkel, kalt und still. Schnee hatte sich wie eine lärmerstickende Decke über die Stadt gelegt. Im bleichen Licht der Straßenlaternen konnte sie die kleinen Flocken beobachten - wie sie im leichten Wind tanzten und wirbelten, nur um sich dann auf den Mützen und Jacken der wenigen Passanten die noch unterwegs waren niederzulassen und dort innerhalb von Sekunden zu schmelzen.
Einmal durchatmend wandtesich Ai vom Fenster ab und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder den chemischen Formeln auf ihrem Laptop. Sie griff nach dem blauen Keramikbecher neben dem Gerät und blies leicht auf die heiße Flüssigkeit darin, während ihre Augen den Zeilen auf dem Bildschirm folgten. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck und stellte den Becher mit einem angewiderten Blick zur Seite. 'Ich sollte die Kaffeestärke wohl doch wieder etwas reduzieren. Viel Koffein hält vielleicht wach, aber trinkbar sollte das Zeug schon noch sein.'
Für die nächsten Minuten war das einzige Geräusch das Klappern der Tasten, über die ihre kleinen Finger flogen. Zeichen um Zeichen ergänzten sie einen Code, der am Ende hoffentlich ein weiterer Schritt in Richtung Gegenmittel zum APTX sein würde.Niemand unterbrach ihre Gedankengänge. Der Professor war ausgegangen, um den Abend mit ein paar Wissenschaftskollegen zu verbringen. Es hatte sie eine Menge Überzeugungsarbeit gekostet, bis er endlich gegangen war. Er hatte sie einfach nicht allein lassen wollen. Nicht an diesem Abend, an dem die ganze Welt das Fest der Liebe feierte - Heiligabend.
'Na ja - wohl nicht die ganze Welt,' dachte sie mit einem schiefen Lächeln. Immerhin war es ein christlicher Feiertag, der längst nicht überall begangen wurde. Allerdings hatte er nicht zuletzt durch Hollywood und findige Geschäftsleute inzwischen auch in andersgläubigen Teilen des Erdballs Einzug gehalten. Auch wenn viele überhaupt nicht wussten worum es eigentlich ging, nutzen sie nur allzu gern die Gelegenheit sich dem Konsumrausch anzuschließen und Geschenke für ihre Liebsten zu besorgen. Auch vor Tokio hatte dieser Trend nicht Halt gemacht und die Stadt schmückte sich mit abertausenden kleinen Lichtern.
Für Ai selbst war der Abend nichts Besonderes. Der Abend und auch die darauffolgenden Tage waren für sie wie alle anderen auch. Dass alles um sie herum in Lebkuchen und Weihnachtsliedern versank, störte sie herzlich wenig. Früher – da hatte es auch für sieWeihnachtsfeste gegeben. Mit ihren Eltern und mit Akemi. Aber das war lange her. Wenn schon ihre alltäglichen Erinnerungen an ihre Familie bittersüß waren, waren diese speziellen für sie beinahe unerträglich. Also verwahrte sie sie weit hinten in einer fest verschlossenen Schublade.
Ironischerweise hatte ihr das Leben in der Organisation dabei geholfen, nach dem Tod ihrer Eltern über diese Erinnerungen hinwegzukommen. Feiertage hatten dort nicht grade an erster Stelle gestanden. Meist hatte sie vor lauter Arbeit nicht einmal gewusst welchen Wochentag der Kalender zeigte und so waren diese Dinge unbemerkt und unbeachtet an ihr vorbeigezogen, bis sie ihre Bedeutung völlig verloren hatten. Daher war sie heute sehr zufrieden damit in Ruhe ihrer Forschungsarbeit nachzugehen.
Genau diese Ruhe wurde nun von Gelächter durchbrochen. Stirnrunzelnd sah Ai wieder aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf drei Gestalten, die den verschneiten Weg von der Straße hinauf zum hell erleuchteten Nachbarhaus stapften. 'Ach ja - Kudos Eltern sind ja über die Weihnachtsage hier.' Sie erinnerte sich wie Conan ihr augenrollend erzählt hatte, dass seine Mutter das ganze Haus wieder bis zum Bersten mit Weihnachtsdekoration schmücken würde.
Natürlich wollten die Kudos die Tage mit ihrem Sohn verbringen. Da sie offiziell nur entfernte Verwandte von Conan waren, hätte es seltsam ausgesehen nur ihn einzuladen. Also kamen auch Ran und ihr Vater in den zweifelhaften Genuss von Yukikos Weihnachtsausbruch. Offensichtlich liebte sie diesen Feiertag und alles was dazugehörte. Im Vorgarten stand sogar ein beleuchteter Rentierschlitten. Ai schüttelte ihren Kopf und beobachtete einen Moment lang den blinkenden Cursor auf ihrem Bildschirm. 'Das werde ich wohl nie verstehen.'
Nach einer kurzen Überprüfung speicherte sie ihren aktuellen Arbeitsstand ab und ging mit dem inzwischen nur noch lauwarmen Kaffee hinüber zur Spüle, wo sie das ungenießbare Gebräu entsorgte.'Unter ständigem Rühren in den Ausguss schütten...'Da sie plante die Nacht zu nutzen, stellte sie die Kaffeemaschine neu ein und lauschte dem gurgelnden Geräusch, mit dem das kochende Wasser in Richtung Filter gepumpt wurde.
Ein Klopfen an der Haustür ließ sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand hochfahren. Fallende Kaffeetropfen konnten eine regelrecht hypnotisierende Wirkung ausüben. Sie ging an die Tür. Gern hätte sie durch den Türspion geschaut, aber der war zu weit oben angebracht, so dass sie auf althergebrachte Methoden zurückgriff. "Wer ist da?" rief sie in einem Ton, der nicht unbedingt einladend klang. "Ich bin's - mach schon auf. Hier draußen ist es eisig," kam eine helle Jungenstimme unbeeindruckt zurück. 'Na prima - dass war's dann mit der Ruhe. Vielleicht geht er wieder wenn ich nicht aufmache?...Wohl kaum...'
Schwungvoll öffnete sie die Tür, was den Jungen, der grade noch einmal nachdrücklich dagegen klopfen wollte derart überraschte, dass er bäuchlings und mit einem kleinen Schneegestöber im Flur landete. "Was kann ich für dich tun Kudo?" fragte Ai mit teilnahmsloser Stimme, während er sich aufrappelte und die viel zu große Brille geraderückte. "Zuvorkommend wie immer Haibara," grummelte Conan. Ai hob eine Braue und wartete stumm ab.
"Tja weißt du - ich hab' hier Licht gesehen und dachte ihr...“ Er versuchte an ihr vorbei ins Haus zu spähen.„…bist du allein? Wo ist der Professor?" Ai positionierte sich demonstrativ mit verschränkten Armen direkt vor ihm. "Der Professor ist ausgegangen. Wenn du etwas von ihm möchtest, komm morgen wieder." Mit diesen Worten versuchte sie Conan wieder nach draußen zu schieben. "Hey - warte doch mal-" protestierte er und stemmte sich gegen sie. "Was denn noch?" fragte Ai nun etwas genervt. Er konnte wirklich penetrant sein. Dabei wollte sie doch nur in Ruhe weiter arbeiten.
Unbewusst rieb Conan sich mit einer Hand den Hinterkopf, während er sie etwas verlegenen anlächelte. "Willst du nicht mit rüber kommen? Du weißt schon - Weihnachten feiern...und so?" fragte er ein wenig stockend. Sie sah ihn mit großen Augen an. Hatte sie richtig gehört? "Uhm..." Etwas verwirrt blickte sie zurück zu ihrem aufgeklappten Laptop."Weißt du...ich bin grade ziemlich beschäftigt und ihr wollt doch sicher unter euch sein." Jetzt grinste er breit. "Ach Unsinn! Schalt deinen Laptop ab und komm mit."
In diesem Moment gab die Kaffeemaschine mit einem durchdringenden Piepton zu verstehen, dass sie ihren Job erledigt hatte. "Mein Kaffee ist fertig...und" Ihr fiel wieder der allgemeiner Weihnachtsbrauch ein. "...ich habe doch gar keine Geschenke für euch." Conan warf ihr durch seine unechten Brillengläser einen amüsierten Blick zu. "Haibara- glaubst du wirklich du bist nur willkommen, wenn du Geschenke mitbringst?Hmm…aber wenn du darauf bestehst…“ In typischer Manier legte er eine Hand an sein Kinn und tat so, als müsste er scharf nachdenken. “- bring den Kaffee mit." Sprachlos starrte sie in sein lachendes Gesicht. "Meine Mom hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir heute alkoholfreien Glühwein trinken - aber den Blicken von meinem Vater und Kogoro nach zu urteilen, wären sie für Kaffee mehr als dankbar – und ich übrigens auch. Also hopp - schnapp dir die Kanne, zieh deine Jacke über und los!"
Ai rührte sich nicht vom Fleck. Wie machte er das nur? Wie schaffte er es immer wieder sie so zu überraschen und einfach in sein Leben einzubeziehen?
"Ich warte~" sang er und lehnte sich vor, um ihren Blick aufzufangen. Seine blauen Augen funkelten sie unternehmungslustig und ein wenig herausfordernd an. Als wäre es völlig selbstverständlichsie zu einem intimen Beisammensein einzuladen. Erstaunt stelle sie fest, dass ihre Lippen wie von allein ein kleines Lächeln geformt hatten.'Warum eigentlich nicht...'"Also gut Kudo, ich bin gleich soweit." Während sie sich umdrehte und zu ihrem Laptop ging um ihn runterzufahren, spürte sie wie ihr Lächeln breiter wurde und sie sich wirklich auf den Abend freute – auch wenn ihr klar war, dass ihr eine volle Dosis Weihnachtskitsch bevorstand.
Mit der Kaffeekanne in der Hand ging sie zurück zur Tür, schlüpfte in ihre Winterstiefel und griff nach ihrer Jacke. Als sie Conan auf dem Weg hinüber zum Nachbarhaus folgte, glitzerten die kleinen Schneeflocken, die sie eben noch vom Fenster aus beobachtet hatte, nun um sie selbst herum. Die klare, kalte Luft füllte ihre Lungen und ließ ihren Atem kleine weiße Wölkchen bilden. Trotz ihrer Jacke reichte die kurze Strecke aus, um sie frösteln zu lassen. Bevor sie sich aber darüber ärgern konnte, dass sie keinen Schal angezogen hatte, standen sie auch schon auf der kleinen Treppe vor der großen Doppelhaustür. Kaum hatte Conan sich zur Klinke gestreckt und eine der Türhälften geöffnet, strömten ihnen Wärme und fröhliches Stimmengewirr entgegen. Ai blieb stehen und genoss kurz, wie die Luft aus dem Hausinneren über ihre kühlen Wangen strich und weihnachtliche Düfte und Versprechen mit sich brachte. Es erinnerte sie daran, dass Heiligabend so viel mehr sein konnte, als Geschenke und Schokoladenweihnachtsmänner. Aus der kostbaren Schublade in ihrem Gedächtnis drangen nach so langer Zeit wieder Empfindungen und Bilder zu ihr durch – krochen wie ein Nebelhauch durch Ritzen und Schlüsselloch.
Der Geruch von frischer Tanne mitten im Wohnzimmer, der sich mit dem von liebevoll zubereitetem Essen vermischte.
Weihnachtslieder, die nonstop aus dem Radio schallten.
Dekoration, die im flackernden Kerzenlicht funkelte.
Strahlende Gesichter - einfach nur weil man es genoss zusammen zu sein und alle Sorgen für ein paar Stunden zu vergessen.
„Was ist? Kommst du?“ riss Conans Stimme sie aus ihren Gedanken. Er war bereits im Flur und schlüpfte in seine Pantoffeln. Ai lächelte während sie durch die Tür trat. Vielleicht würde sie es wagen die Schublade nach dem heutigen Abend wieder ganz zu öffnen und vielleicht – ganz vielleicht, würden ihr die Erinnerungen darin ein wenig vom Weihnachtsgefühl zurückgeben, das sie als Kind so geliebt hatte –erwartungsvolle Vorfreude, Harmonie, Geborgenheit
.Das Gefühl von Heiligabend.
Die Woche neigt sich dem Ende zu. Habt ihr die Zeit genutzt um Plätzchen zu backen oder über den Weihnachtsmarkt zu streifen? Ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber das werde ich dieses Wochenende nachholen. Ich hoffe ihr habt auch so einen schönen Christkindlmarkt in der Nähe.
Heute hat das Türchen Nr. 12 Tobina für uns gestaltet. Viel Freude beim Lesen!
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(Wer gerne Musik beim Lesen hört, dem kann ich als Soundtrack DC Ending 'Shiroi Yuki' von Mai Kuraki dazu empfehlen.)
Das Gefühl von Heiligabend
Ihr warmer Atem beschlug an der kalten Fensterscheibe. Die Welt draußen, von ihr nur durch zwei dünne Scheiben Glas getrennt, war dunkel, kalt und still. Schnee hatte sich wie eine lärmerstickende Decke über die Stadt gelegt. Im bleichen Licht der Straßenlaternen konnte sie die kleinen Flocken beobachten - wie sie im leichten Wind tanzten und wirbelten, nur um sich dann auf den Mützen und Jacken der wenigen Passanten die noch unterwegs waren niederzulassen und dort innerhalb von Sekunden zu schmelzen.
Einmal durchatmend wandtesich Ai vom Fenster ab und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder den chemischen Formeln auf ihrem Laptop. Sie griff nach dem blauen Keramikbecher neben dem Gerät und blies leicht auf die heiße Flüssigkeit darin, während ihre Augen den Zeilen auf dem Bildschirm folgten. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck und stellte den Becher mit einem angewiderten Blick zur Seite. 'Ich sollte die Kaffeestärke wohl doch wieder etwas reduzieren. Viel Koffein hält vielleicht wach, aber trinkbar sollte das Zeug schon noch sein.'
Für die nächsten Minuten war das einzige Geräusch das Klappern der Tasten, über die ihre kleinen Finger flogen. Zeichen um Zeichen ergänzten sie einen Code, der am Ende hoffentlich ein weiterer Schritt in Richtung Gegenmittel zum APTX sein würde.Niemand unterbrach ihre Gedankengänge. Der Professor war ausgegangen, um den Abend mit ein paar Wissenschaftskollegen zu verbringen. Es hatte sie eine Menge Überzeugungsarbeit gekostet, bis er endlich gegangen war. Er hatte sie einfach nicht allein lassen wollen. Nicht an diesem Abend, an dem die ganze Welt das Fest der Liebe feierte - Heiligabend.
'Na ja - wohl nicht die ganze Welt,' dachte sie mit einem schiefen Lächeln. Immerhin war es ein christlicher Feiertag, der längst nicht überall begangen wurde. Allerdings hatte er nicht zuletzt durch Hollywood und findige Geschäftsleute inzwischen auch in andersgläubigen Teilen des Erdballs Einzug gehalten. Auch wenn viele überhaupt nicht wussten worum es eigentlich ging, nutzen sie nur allzu gern die Gelegenheit sich dem Konsumrausch anzuschließen und Geschenke für ihre Liebsten zu besorgen. Auch vor Tokio hatte dieser Trend nicht Halt gemacht und die Stadt schmückte sich mit abertausenden kleinen Lichtern.
Für Ai selbst war der Abend nichts Besonderes. Der Abend und auch die darauffolgenden Tage waren für sie wie alle anderen auch. Dass alles um sie herum in Lebkuchen und Weihnachtsliedern versank, störte sie herzlich wenig. Früher – da hatte es auch für sieWeihnachtsfeste gegeben. Mit ihren Eltern und mit Akemi. Aber das war lange her. Wenn schon ihre alltäglichen Erinnerungen an ihre Familie bittersüß waren, waren diese speziellen für sie beinahe unerträglich. Also verwahrte sie sie weit hinten in einer fest verschlossenen Schublade.
Ironischerweise hatte ihr das Leben in der Organisation dabei geholfen, nach dem Tod ihrer Eltern über diese Erinnerungen hinwegzukommen. Feiertage hatten dort nicht grade an erster Stelle gestanden. Meist hatte sie vor lauter Arbeit nicht einmal gewusst welchen Wochentag der Kalender zeigte und so waren diese Dinge unbemerkt und unbeachtet an ihr vorbeigezogen, bis sie ihre Bedeutung völlig verloren hatten. Daher war sie heute sehr zufrieden damit in Ruhe ihrer Forschungsarbeit nachzugehen.
Genau diese Ruhe wurde nun von Gelächter durchbrochen. Stirnrunzelnd sah Ai wieder aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf drei Gestalten, die den verschneiten Weg von der Straße hinauf zum hell erleuchteten Nachbarhaus stapften. 'Ach ja - Kudos Eltern sind ja über die Weihnachtsage hier.' Sie erinnerte sich wie Conan ihr augenrollend erzählt hatte, dass seine Mutter das ganze Haus wieder bis zum Bersten mit Weihnachtsdekoration schmücken würde.
Natürlich wollten die Kudos die Tage mit ihrem Sohn verbringen. Da sie offiziell nur entfernte Verwandte von Conan waren, hätte es seltsam ausgesehen nur ihn einzuladen. Also kamen auch Ran und ihr Vater in den zweifelhaften Genuss von Yukikos Weihnachtsausbruch. Offensichtlich liebte sie diesen Feiertag und alles was dazugehörte. Im Vorgarten stand sogar ein beleuchteter Rentierschlitten. Ai schüttelte ihren Kopf und beobachtete einen Moment lang den blinkenden Cursor auf ihrem Bildschirm. 'Das werde ich wohl nie verstehen.'
Nach einer kurzen Überprüfung speicherte sie ihren aktuellen Arbeitsstand ab und ging mit dem inzwischen nur noch lauwarmen Kaffee hinüber zur Spüle, wo sie das ungenießbare Gebräu entsorgte.'Unter ständigem Rühren in den Ausguss schütten...'Da sie plante die Nacht zu nutzen, stellte sie die Kaffeemaschine neu ein und lauschte dem gurgelnden Geräusch, mit dem das kochende Wasser in Richtung Filter gepumpt wurde.
Ein Klopfen an der Haustür ließ sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand hochfahren. Fallende Kaffeetropfen konnten eine regelrecht hypnotisierende Wirkung ausüben. Sie ging an die Tür. Gern hätte sie durch den Türspion geschaut, aber der war zu weit oben angebracht, so dass sie auf althergebrachte Methoden zurückgriff. "Wer ist da?" rief sie in einem Ton, der nicht unbedingt einladend klang. "Ich bin's - mach schon auf. Hier draußen ist es eisig," kam eine helle Jungenstimme unbeeindruckt zurück. 'Na prima - dass war's dann mit der Ruhe. Vielleicht geht er wieder wenn ich nicht aufmache?...Wohl kaum...'
Schwungvoll öffnete sie die Tür, was den Jungen, der grade noch einmal nachdrücklich dagegen klopfen wollte derart überraschte, dass er bäuchlings und mit einem kleinen Schneegestöber im Flur landete. "Was kann ich für dich tun Kudo?" fragte Ai mit teilnahmsloser Stimme, während er sich aufrappelte und die viel zu große Brille geraderückte. "Zuvorkommend wie immer Haibara," grummelte Conan. Ai hob eine Braue und wartete stumm ab.
"Tja weißt du - ich hab' hier Licht gesehen und dachte ihr...“ Er versuchte an ihr vorbei ins Haus zu spähen.„…bist du allein? Wo ist der Professor?" Ai positionierte sich demonstrativ mit verschränkten Armen direkt vor ihm. "Der Professor ist ausgegangen. Wenn du etwas von ihm möchtest, komm morgen wieder." Mit diesen Worten versuchte sie Conan wieder nach draußen zu schieben. "Hey - warte doch mal-" protestierte er und stemmte sich gegen sie. "Was denn noch?" fragte Ai nun etwas genervt. Er konnte wirklich penetrant sein. Dabei wollte sie doch nur in Ruhe weiter arbeiten.
Unbewusst rieb Conan sich mit einer Hand den Hinterkopf, während er sie etwas verlegenen anlächelte. "Willst du nicht mit rüber kommen? Du weißt schon - Weihnachten feiern...und so?" fragte er ein wenig stockend. Sie sah ihn mit großen Augen an. Hatte sie richtig gehört? "Uhm..." Etwas verwirrt blickte sie zurück zu ihrem aufgeklappten Laptop."Weißt du...ich bin grade ziemlich beschäftigt und ihr wollt doch sicher unter euch sein." Jetzt grinste er breit. "Ach Unsinn! Schalt deinen Laptop ab und komm mit."
In diesem Moment gab die Kaffeemaschine mit einem durchdringenden Piepton zu verstehen, dass sie ihren Job erledigt hatte. "Mein Kaffee ist fertig...und" Ihr fiel wieder der allgemeiner Weihnachtsbrauch ein. "...ich habe doch gar keine Geschenke für euch." Conan warf ihr durch seine unechten Brillengläser einen amüsierten Blick zu. "Haibara- glaubst du wirklich du bist nur willkommen, wenn du Geschenke mitbringst?Hmm…aber wenn du darauf bestehst…“ In typischer Manier legte er eine Hand an sein Kinn und tat so, als müsste er scharf nachdenken. “- bring den Kaffee mit." Sprachlos starrte sie in sein lachendes Gesicht. "Meine Mom hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir heute alkoholfreien Glühwein trinken - aber den Blicken von meinem Vater und Kogoro nach zu urteilen, wären sie für Kaffee mehr als dankbar – und ich übrigens auch. Also hopp - schnapp dir die Kanne, zieh deine Jacke über und los!"
Ai rührte sich nicht vom Fleck. Wie machte er das nur? Wie schaffte er es immer wieder sie so zu überraschen und einfach in sein Leben einzubeziehen?
"Ich warte~" sang er und lehnte sich vor, um ihren Blick aufzufangen. Seine blauen Augen funkelten sie unternehmungslustig und ein wenig herausfordernd an. Als wäre es völlig selbstverständlichsie zu einem intimen Beisammensein einzuladen. Erstaunt stelle sie fest, dass ihre Lippen wie von allein ein kleines Lächeln geformt hatten.'Warum eigentlich nicht...'"Also gut Kudo, ich bin gleich soweit." Während sie sich umdrehte und zu ihrem Laptop ging um ihn runterzufahren, spürte sie wie ihr Lächeln breiter wurde und sie sich wirklich auf den Abend freute – auch wenn ihr klar war, dass ihr eine volle Dosis Weihnachtskitsch bevorstand.
Mit der Kaffeekanne in der Hand ging sie zurück zur Tür, schlüpfte in ihre Winterstiefel und griff nach ihrer Jacke. Als sie Conan auf dem Weg hinüber zum Nachbarhaus folgte, glitzerten die kleinen Schneeflocken, die sie eben noch vom Fenster aus beobachtet hatte, nun um sie selbst herum. Die klare, kalte Luft füllte ihre Lungen und ließ ihren Atem kleine weiße Wölkchen bilden. Trotz ihrer Jacke reichte die kurze Strecke aus, um sie frösteln zu lassen. Bevor sie sich aber darüber ärgern konnte, dass sie keinen Schal angezogen hatte, standen sie auch schon auf der kleinen Treppe vor der großen Doppelhaustür. Kaum hatte Conan sich zur Klinke gestreckt und eine der Türhälften geöffnet, strömten ihnen Wärme und fröhliches Stimmengewirr entgegen. Ai blieb stehen und genoss kurz, wie die Luft aus dem Hausinneren über ihre kühlen Wangen strich und weihnachtliche Düfte und Versprechen mit sich brachte. Es erinnerte sie daran, dass Heiligabend so viel mehr sein konnte, als Geschenke und Schokoladenweihnachtsmänner. Aus der kostbaren Schublade in ihrem Gedächtnis drangen nach so langer Zeit wieder Empfindungen und Bilder zu ihr durch – krochen wie ein Nebelhauch durch Ritzen und Schlüsselloch.
Der Geruch von frischer Tanne mitten im Wohnzimmer, der sich mit dem von liebevoll zubereitetem Essen vermischte.
Weihnachtslieder, die nonstop aus dem Radio schallten.
Dekoration, die im flackernden Kerzenlicht funkelte.
Strahlende Gesichter - einfach nur weil man es genoss zusammen zu sein und alle Sorgen für ein paar Stunden zu vergessen.
„Was ist? Kommst du?“ riss Conans Stimme sie aus ihren Gedanken. Er war bereits im Flur und schlüpfte in seine Pantoffeln. Ai lächelte während sie durch die Tür trat. Vielleicht würde sie es wagen die Schublade nach dem heutigen Abend wieder ganz zu öffnen und vielleicht – ganz vielleicht, würden ihr die Erinnerungen darin ein wenig vom Weihnachtsgefühl zurückgeben, das sie als Kind so geliebt hatte –erwartungsvolle Vorfreude, Harmonie, Geborgenheit
.Das Gefühl von Heiligabend.