Türchen Nr. 17

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  • Türchen Nr. 17

    Guten Morgen allerseits! Heute ist Montag der 17. Dezember. In genau einer Woche ist Heiligabend! Ich hab das Gefühl die Zeit fliegt nur so dahin....Heute gibt's schon das 17. Türchen in unserem Adventskalender. Viel Spaß beim Lesen!

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    „Liebe ist kein Solo. Liebe ist ein Duett. Schwindet sie bei einem, verstummt das Lied.“
    Adelbert von Chamisso

    „Aber Shinichi, wie, du kannst nicht an Heiligabend nach Hause kommen…?“, fragte Ran mit hochgezogenen Augenbrauen, die Trauer war in ihren Augen sichtbar. Sie bemühte sich mit jeder Faser ihres Körpers gefasst zu klingen, jedoch fiel sogar ihr der trügerische Unterton ihrer Stimme auf.
    Shinichi hatte sie angerufen, um ihr mitzuteilen, dass er nicht kommen würde.
    „Du..du bist schon so lange weg….“, setzte sie von Neuem an. Nein, es half nichts. In ihrer Stimme war ihre Enttäuschung klar herauszuhören.
    Man sollte allerdings nicht außen vorlassen, dass ihre Reaktion begründet war. Ihr bester Freund war seit längerer Zeit nicht mehr aufgekreuzt. Ran hatte ihn zuletzt auf der Schulaufführung vor sechs Monaten gesehen, als er sie mit seiner Theaterperfomance überrascht hatte.
    Ran biss kräftig auf ihre Unterlippe, um ihre aufsteigenden Tränen zu stoppen. Das letzte, was sie wollte, war am Telefon los zu heulen. Immerhin hatte sie auch ihren Stolz und wenn der Krimispinner nicht mal fähig war, sich an Heiligabend einen Tag frei zu nehmen, dann war das seine Sache. Allgemein fragte sie sich in letzter Zeit immer öfter, wie es mit ihr und dem Idiot überhaupt weiter gehen sollte. Sie war seit langer Zeit in ihn verliebt und hatte ihm auf indirekter Weise versprochen, dass sie warten würde…, allerdings hatte sie auch nicht gewusst, dass er so lange brauchen würde und sie war sich auch nicht mal sicher, ob sie nicht umsonst wartete.

    Je länger er fortbleib, desto öfter stellte sie sich die Frage, ob er überhaupt etwas Tiefergehendes als Freundschaft für sie empfand. Sie musste realistisch sein: eine derartige Beziehung hätte keine Zukunft, auch wenn ihre Gefühle erwidert werden würden. Diese Erkenntnis schmerzte Ran sehr.

    „Ich weiß Ran, ich wäre auch gern zu Hause, aber ich habe wieder einen schweren Fall und ich denke nicht, dass ich ihn so schnell lösen kann…“

    Ausrede. Ausrede. Ausrede.

    Shinichis plötzliche Antwort riss Ran aus ihren Gedanken. Er hatte sich mit seiner Antwort Zeit gelassen, als hätte er seine Worte mit Bedacht ausgewählt.
    „Du hast Probleme mit einem Fall? Aber das passt nicht zu dir, Shinichi.“
    Sie versuchte ihn erst gar nicht auf die Möglichkeit hinzuweisen, potentielle Hilfe hinzuzuziehen.
    In der Vergangenheit hatte er sie nie in Betracht gezogen und Ran immer wieder angemeckert, dass er selber fähig wäre, einen Fall zu lösen, wenn sie sie in seiner Anwesenheit geäußert hatte. Warum sollte es diesmal anders sein? Ran konnte als gute Freundin den Umstand akzeptieren, dass seine Fälle Vorrang hatten. Aber als feste Freundin…? Ran zweifelte daran.
    Sie hatte während des Telefonats wieder ein Argument gefunden, das klar gegen eine Beziehung mit Shinichi sprach.
    „Ja schon, aber die waren nicht so komplex.“

    Lüge. Lüge. Lüge.

    Egal, wie komplex ein Fall sein mochte, Shinichi wäre immer fähig, ihn in kurzer Zeit zu lösen.
    Wieder ein Contra-Argument wohlgemerkt….Ran zählte mittlerweile drei seiner Sorte.
    „Ahso, das ist aber schade“, erwiderte Ran besonnen.
    Sie schimpfte nicht mehr, dass er sie eiskalt anlog, wie auch immer seine Motive aussehen mochten.
    Ran urteilte auch nicht mehr über sein Verhalten. Sie sorgte sich auch nicht mehr über die Tatsache, dass seine Fälle sehr hoch auf seiner Prioritätenliste standen.
    Ja, man gewöhnte sich daran, jedes Mal angelogen, enttäuscht und wegen einer billigen, nichtssagenden Ausrede versetzt zu werden. Ran hatte es satt, wieder ein Minuspunkt.
    „Soll ich dein Geschenk Agasa-hakase geben? Es wäre zu schade, wenn es in meinem Schrank vergammeln würde, meinst du nicht auch?“
    „R-Ran…“
    „Meinst du nicht auch? Antworte mir, Shinichi. Wäre es nicht zu schade, wenn es in meinem verschlossenen Schrank auf seinen Besitzer warten würde, nichtwissend wann er erscheint und ihn endlich entgegen nimmt?“

    Stille. Stille. Stille. Bist du etwa sprachlos?!

    „Oder Shinichi? Oder soll ich es gleich hakase schenken, immerhin weiß ich gar nicht, ob du überhaupt jemals wieder auftauchen wirst. Es gibt nämlich zu viel Kriminalität auf dieser Welt, sprich zu viele Fälle, die dich hindern, deine Freunde zu besuchen.“
    Ran wischte sich ärgerlich die verdammten Tränen weg, die ungehindert aus ihren Augen flossen.
    „Sag mir, wenn du nicht zurück nach Tokyo kommen willst. Ich würde es verstehen. Halte mich nicht noch weiter hin, Shinichi.“

    Stille. Stille. Stille. Nur dein flacher Atem war zu hören.

    „Los, sag es mir!“, schrie sie nun. Sie hatte den Geduldsfaden verloren. Sie war erschöpft, sie hatte diese ewigen Ausreden satt. Lohnte sich das Warten überhaupt noch? Ihr Herz schrie zwar ja, aber ihr Verstand sagte ganz klar nein.

    „R-Ran, was sagst du bloß?! Natürlich werde ich zurückkehren…“

    Nein. Nein. Nein. Das wirst du nicht.

    „Ich werde kommen, sobald dieser Fall beendet ist. Ich verspreche dir, dass-“

    Lüge. Lüge. Lüge. Das wirst du nicht - nicht mehr. Der ausgewandelte Shinichi nicht, nein, nein, nein.

    „Shinichi“, unterbrach ihn Ran mitten in seiner Artikulation.
    „Ich erkenne dich nicht mehr wieder.“
    „Was?“

    Ja. Ja. Ja. Warum klingst du so geschockt? Ich spreche nur das aus, was wir beide seit deinem Weggang schmerzhaft feststellen mussten.

    „Du hast mich gehört.“

    „R-Ran, inwiefern erkennst du mich nicht mehr wieder? I-ich verstehe d-dich nicht…“

    Warum stotterst du? Hast du Angst, dass ich dich endlich durchschaut habe?!

    „Shinichi, du hast dich von Grund auf geändert und du weißt genau, was ich damit meine…“

    Stille. Stille. Stille. Unausgesprochene Zustimmung.

    „Alles sagt mir im Moment, dass diese Veränderung für mich nur negative Folgen hat.“
    Ran schloss resigniert die Augen. Die Tränen waren längst versiegt. Ihr Herz tat immens weh. Sie fühlte sich elendig. Schon außergewöhnlich, welche Kraft Shinichi über sie hatte.
    Allerdings konnte sie nicht ihr Leben lang auf ihn warten, wenn er sie niemals einweihen würde…

    „Ran, willst du mir damit etwas sagen?“, fragte Shinichi unsicher.
    Unsicher?!
    Seit wann war sich Kudo Shinichi jemals unsicher?!

    Ja. Ja. Ja. Komm zurück, auf der Stelle.

    „Ich glaube schon. Lass mich erst einmal in Frieden und ruf mich erst wieder an, wenn du ehrlich zu mir sein kannst. Lass mich bis dahin einfach in Frieden.“

    Nein. Nein. Nein. Das will ich doch gar nicht. Alles, was ich jemals wollte, warst du.

    „R-Ran. W-willst du das wirklich?“
    Ran wusste zwar nicht warum, aber Shinichi klang auf einmal so traurig und verletzt.

    Nein. Nein. Nein. Wie könnte ich derartiges jemals wirklich wollen?!

    Ran überlegte einen Moment, ehe sie die Frage bejahte:
    „Ja, ich will das.“
    Ihre Gesichtszüge verhärteten sich.

    Nein. Nein. Nein. Ich biest, ich will das nicht. Bitte durchschaue mich, oh bitte.

    „Ran, wenn du das wirklich willst, dann akzeptiere ich natürlich deine sicherlich gut durchdachte Entscheidung, aber….“, seine Stimme brach.
    Er räusperte sich, ehe er fortfuhr:
    „Lass mich dich wissen, dass ich das alles nur deinetwegen tue. Auch wenn ich dich sicherlich verletzte und dich nur enttäusche, bitte glaube mir nur diesmal, wenn ich dir sage:
    Du bist mir nicht egal und ich sorge mich um dich. Und wenn meine Abwesenheit an Heiligabend das Gegenteil beweist, dann tut es mir schrecklich leid. Glaubst du mir das, Ran?“

    Wirklich? Wie gern würde ich dir glauben, dir wieder vertrauen. Aber….irgendwie kann ich es nicht mehr.

    „Ich wünschte, das könnte ich.“
    Ran öffnete die Augen. Sie strich sich durchs Haar.
    „Aber ich kann es nicht mehr.“
    Sie nickte, um ihrer Aussage Gewicht zu verleihen.
    „Vielleicht habe ich das Vertrauen ja verloren. “

    Ran beendete hastig das Telefonat. Sie wollte seine Argumentation nicht länger hören, wieder weich werdend auf ihn hereinfallen. Sie musste zuerst das Vertrauen zu ihm erneut erlernen. Und er musste wirklich begreifen, dass er ehrlich zu ihr sein musste. Allerdings war ihr dieser Schritt sehr schwer gefallen. Die ganze Zeit über hatte sie einen inneren Konflikt gehabt. Es schien fast so, als hätten ihr Verstand und ihr Herz um die Überhand gekämpft, wobei letztendlich ihr Verstand gesiegt hatte.
    Sie blickte auf ihren Schreibtisch, wo sie sein Geschenk behutsam hingetan hatte. Sie nahm den Brief in die Hand, den sie ihm zuvor hätte geben wollen.

    Shinichi,
    ich weiß, dass du viel um die Ohren hast und ich weiß, dass ich nicht das Wichtigste für dich bin. Jedoch kann ich nicht ewig so weitermachen. Wir wissen beide, dass es fast unmöglich für dich ist, wieder in deine ursprüngliche Form zurückzukehren. Manchmal wünsche ich mir, dass ich deine Handynummer hätte. Auf diese Weise würdest du dich nicht verantwortlich fühlen, mich jedes Mal anzurufen und dadurch deine Lügenfäden weiter ausspinnen. Wir beide wissen, dass es Shinichi temporär nicht länger gibt. Wir beide wissen, dass du Conan-kun bist. Ich möchte nicht noch länger so tun, als wüsste ich über dein Geheimnis nicht Bescheid. Ich möchte nicht, dass wir uns gegenseitig etwas vorspielen.

    Ich bin mir sicher, dass du irgendwann zurückkehren wirst, auch wenn ich manchmal daran zweifle. Ich bin auch gewillt auf dich zu warten, wenn du ehrlich zu mir bist.
    Aber nur, wenn du ehrlich zu mir bist.
    Ran
  • Eine schöne aber auch traurige Geschichte. Die arme Ran, so zerrissen aber man kann sie auch verstehen.
    Mit dem Brief am Ende habe ich gar nicht gerechnet. Das kam so überraschend, wenn Shinichi doch nur nach Hause gekommen wäre undihn gelesen hätte.
    Wirklich eine sehr ergreifende Geschichte, auch wenn es ein relativ offenes Ende ist. Frage mich gerade wie es mit den beiden weitergeht.
    Ruhe und Gelassenheit, dazu noch Sorgfalt. Alles Eigenschaften meines Helden Holmes.

  • :ocry2: :ocry2: :ocry2:
    Ist das traurig!!!!
    Aber zugleich auch irgendwie wunderschön berührend... *schnief*
    Kurze Frage, von dem ist denn das Türchen? Was ich zu doof, den Autor zu entdecken?
    Jedenfalls, meine höchsten Glückwünsche... lieber Mr. X, du hast einen Troll zu Tränen gerührt.
    :ocry3:

    Es gibt soviele hier im Forum, bei denen ich mich bedanken müsste.
    DANKE!
    Ihr alle. Ihr wisst, dass ihr gemeint seid.

    Adios, Amigos und solche, die es werden wollten

    Troll over and out.
  • Wunderschön!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Aber auch traurig!!!
    :ocry2: :rcry: :Outch This (113):
    „Ich werde dir jetzt einmal einen gut gemeinten Rat geben: es gibt ein paar Dinge auf Erden, die besser für immer Geheimnisse bleiben sollten, nicht wahr?“ :kid:

    Vorsitzender und Gründer des Yumi Miyamoto Fanclub :ocheer:
  • So... TRAURIG! WIESO! ='(

    Arme Ran. Blöder Shinichi. Schwierige Situation. :/

    Dieses Türchen find ich wirklich toll! Ich frage mich, wieso der/die Autor/in anonym bleiben will.

    An dem 08.03.2013 glücklich das Bündnis der Ehe mit meinem wundervollen Sternchen eingegangen. ♥

    Stolzes Mitglied der berühmt-berüchtigten Akirai-Foundation!
  • Sherry schrieb:

    Nein, du warst nicht zu doof, aber der Autor zieht es vor anonym zu bleiben. Der Wunsch wird natürlich respektiert.

    :ohappy2:
    Ich war nicht zu doof? *freu*
    Na egal, Mr. X, sehr schöne Geschichte, beide Trolldaumen hoch und Trollgütesiegel drauf! :D

    Es gibt soviele hier im Forum, bei denen ich mich bedanken müsste.
    DANKE!
    Ihr alle. Ihr wisst, dass ihr gemeint seid.

    Adios, Amigos und solche, die es werden wollten

    Troll over and out.