So, hier kommt Türchen Nr. 16. Für den heutigen Tag hat sich Enju etwas für uns ausgedacht. Viel Vergnügen und einen schönen 16. Dezember euch allen!
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„Conan, pass auf!“
Blitzschnell drehte sich Conan um, mehr aus Reflex als dass er das
wirklich gewollt hatte. Ein leichter Windhauch striff seine Wange auf
der Höhe seines Brillengestells und ein unförmiger Schatten flog
haarscharf an seinem Kopf vorbei. Noch bevor er realisieren konnte, was
hier gerade geschah, hörte er, wie der Rest der Detective Boys
erleichtert ausatmete.
„Das war knapp!“, kommentierte Genta die Szene mit großen Augen, machte
sich jedoch im nächsten Moment wieder daran, den mickrigen Hauch von
Pulverschnee, der im Laufe des Vormittags gefallen war,
zusammenzukratzen. Mitsuhiko und Ayumi waren weniger gefasst und
schienen sich immer noch mögliche Konsequenzen auszumalen, was alles
hätte passieren können. Erst jetzt drehte Conan sich langsam um und
suchte den Boden hinter sich ab. Ursprünglich hatte er hier auf dem
Boden gekniet, weil er seinen Microremitter fallengelassen hatte. Als
seine Hand vorsichtig durch den Schnee fuhr, zuckte er plötzlich
erschrocken zurück. Wärme breitete sich auf seiner Fingerspitze aus, und
als er seine Hand begutachtete, fiel ein einziger, winziger Tropfen
Blut in den Schnee. Unwillkürlich musste er an Schneewittchen denken. Was für ein lächerlicher Gedanke. Die Scherbe, an der er sich geschnitten hatte, lag unschuldig und viel zu gut getarnt im Schnee.
„Das war wirklich mehr als knapp, Genta! Du solltest aufpassen, mit was
du da eigentlich wirfst, das hätte ins Auge gehen können.“, Mitsuhiko
bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, während Ayumi zustimmend nickte.
„Genau!“
Statt sich jedoch in irgendeiner Weise beeindruckt zu geben, flog
bereits der nächste Klumpen durch die Luft, welcher jedoch bereits nach
wenigen Zentimetern in der Luft zerfiel und langsam in Mitsuhikos Jacke
rieselte.
„GENTA!“
Genervt richtete Conan sich auf und klopfte sich den Schnee von den
Klamotten. In einer Hand hielt er den gesuchten Microremitter, in der
anderen einen daumennagelgroßen Stein. Und obwohl er mich mit dem
Ding hier fast erwischt hätte, fällt ihm nichts besseres ein, als gleich
den nächsten Schneeball zu werfen... Dem ist wirklich nicht mehr zu
helfen.
„Genta! Mitsuhiko hat vollkommen Recht, warum müsst ihr eigentlich mit
Schneebällen werfen? Bei dem bisschen Schnee ist die Gefahr umso größer,
dass du versehentlich noch ganz anderes Zeug durch die Luft wirfst.“ … und dem nächstbesten einen Stein gegen den Kopf wirfst.
„Jaa...“, schuldbewusst ließ er den Schnee in seinen Händen fallen,
jedoch nur, um im nächsten Moment mit seinem Finger auf Mitsuhiko zu
zeigen, „Die Schneeballschlacht war Mitsuhikos Idee. Er hat angefangen!“
„Waas? DU hast doch gesagt, dass wir uns den Schnee auf keinen Fall
entgehen lassen sollten. Die Schnellballschlacht war ganz allein deine
Idee!“
„Pah, stimmt gar nicht, ich bin nur rausgegangen, weil du Ayumi dazu überredet hast, mitzumachen.“
„Ja, aber DU hast angefangen, mit Schnee zu werfen!“
„He, Leute. Ist doch egal, wer angefangen hat, es ist doch nichts
passiert. Wieso machen wir nicht einfach was anderes? Schneeengel zum
Beispiel!“, Ayumi warf sich sofort begeistert in den Schnee und streckte
Arme und Beine von sich. Mitsuhiko und Genta taten es ihr gleich.
Der Anblick des im Schnee liegenden Gentas, wie er, wild mit seinen
Gliedmaßen fuchtelnd, vergeblich versuchte so etwas wie einen Engel zu
formen, ließ Conan schmunzeln. Ein Seitenblick auf Mitsuhiko reichte,
dass Genta sich noch mehr ins Zeug legte. Und wieder wird ein
Wettbewerb draus gemacht. Ich frage mich, wie lang es dauert, bis sie
auch hier wieder einen Weg finden, irgendeinen Schaden anzurichten...
Er wandte sich ab und wollte gerade wieder in das warme Haus Agasas
gehen, wo wahrscheinlich schon ein paar Tassen heiße Schokolade auf sie
warteten, als er Ai an der Tür stehen sah. Sie stand, die Arme um ihren
Körper geschlungen, an die Hauswand gelehnt und starrte in den Schnee.
Obwohl sie eine warme Jacke trug, schien sie zu frösteln.
„Haibara?“
Sie schien ihn nicht zu hören. Ihr Blick blieb starr auf etwas gerichtet
und trotzdem wirkte es als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders.
Der Schnee fiel sanft in Richtung Erde. Das Dach um sie herum war
mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt und als sie einen ersten Schritt
darauf tat, knirschte er laut unter ihren Füßen. Ansonsten war es hier
oben totenstill. Hier gab es nur das weiß des Schnees und das schwarz
der Nacht. Am Himmel schien es keine Sterne zu geben, er war einfach nur
schwarz. Pechschwarz. Ein Hauch von beunruhigender Nostalgie hing in
der Luft.
Sie wäre am liebsten sofort geflüchtet, doch ihre Gesundheit machte ihr
einen Strich durch die Rechnung. Es war eine große Anstrengung gewesen,
hier überhaupt erst raufzukommen, ihre Kräfte schienen am Ende zu sein.
Schwer atmend griff sie sich an die glühend heiße Stirn, als der erste
Schuss ertönte. Ihr Augen weiteten sich. Das erste, was sie sah, als sie
sich nach ihm umdrehte, war die Mündung der Pistole, aus der sachte
eine Rauchsäule aufstieg. Der stechende Schmerz machte sich in ihren
Gedanken genauso plötzlich breit wie die Erkenntnis, wen sie da vor sich
hatte.
„Ich habe dich vermisst, Sherry.“
„Haibara?!“, er musterte sie besorgt. Woran denkt sie gerade?
Er spielte mit dem Gedanken, sie irgendwie wachzurütteln, doch er wagte
es nicht, sie auch nur zu berühren. Irgendwo in der Ferne lachten die
restlichen Detective Boys.
„Lass den Blick wandern. Ist das nicht wirklich wunderschön? Die weißen Flocken in der dunklen Nacht.“
Sein Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Die Mündung der
Waffe blieb starr auf sie gerichtet, beinahe wie ein drittes, tödliches
Auge.
„Der Ort ist hinreißend, er ist einfach perfekt für das große Adieu. Hab ich nicht Recht, Sherry?“
Als die nächsten Schüsse ertönten, schossen ihr eine Unmenge an Gedanken
durch den Kopf. Ich werde hier sterben, ob ich will oder nicht. Ich
hätte es wissen müssen, dass es irgendwann durch seine Hand passieren
wird. Im Prinzip habe ich es immer gewusst.
In einem Punkt hast du allerdings Unrecht, Gin. Dieser Ort ist alles andere als hinreißend. Er ist scheußlich.
Ihre Kraft verließ sie und ihr Körper sackte zusammen. Sie lag nun auf
dem Boden und die Welt um sie herum drehte sich. Von Gin und Wodka waren
nicht viel mehr als zwei schwarze Schatten zu sehen. Ihr Blickfeld
beschränkte sich auf den Schnee und die roten Spuren ihres eigenen
Blutes.
„He, Ai!“
Ayumi tauchte plötzlich hinter Conan auf.
„Geht's dir nicht gut, du siehst so blass aus?“
Endlich regte sich etwas in ihrem Gesicht. Sie blinzelte und sah Ayumi einen Moment lang perplex an.
„Ich äh... Ich hab nur nachgedacht.“, sie rang sich ein schwaches
Lächeln ab. „Hat noch jemand Lust auf eine heiße Schokolade? Der
Professor hat bestimmt schon etwas für uns vorbereitet. Mit etwas Glück
hat er sogar Kekse im Haus.“
„Auja, klingt super!“, Genta witterte Kekse und verschwand
augenblicklich im Haus, dicht gefolgt von Mitsuhiko und Ayumi. Ai wollte
es ihnen gleichtun, als eine Hand sanft ihren Arm packte und sie
zurückhielt.
„Warte mal. Worüber hast du nachgedacht? Du hast wirklich nicht gut
ausgesehen...“, sein Blick wanderte wieder zu der Stelle im Schnee, an
der er zuvor gekniet hatte, „Wenn es um die Organisation geht, du
brauchst dir wirkli-“
„Oh Shinichi.“, ihr Blick war wieder zu seiner gewohnten Überheblichkeit
zurückgekehrt. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Mach dir
um mich keine Sorgen. Mir würde bei dieser Weihnachtsstimmung nicht im
Traum einfallen, auch nur einen Gedanken an die Organisation zu
verschwenden. Du solltest das gleiche tun. Den Männern in Schwarz kannst
du auch nächstes Jahr noch hinterherjagen. Wer weiß, vielleicht genießt
sogar jemand wie Gin die besinnliche Weihnachtszeit daheim vor'm Kamin
mit einer Tasse Tee. So etwas wie eine betriebsinterne Weihnachtsfeier
hat es früher zumindest nie gegeben. Schade eigentlich.“
Er sah sie irritiert an.
„Haibara...“, brummte er beleidigt. „Das meinst du doch nicht ernst.“
Sie lachte gekünstelt. „Und ob.“
„Aber wenn es nicht das war, woran hast du dann gedacht?“
„Du gibst nie Ruhe, was?“ Sie seufzte genervt. „Schneewittchen.“
„Schneewittchen? Du willst mich doch verarschen, Haibara.“
„Sag bloß, du kennst Schneewittchen nicht?“, mit einer Hand deutete sie
auf den Tropfen Blut, der mit seiner roten Farbe deutlich vor dem hellen
Schnee hervorstach, „In dem Märchen geht es auch um die leibliche
Mutter von Schneewittchen, die sich mit einer Nadel in den Finger
sticht. Sie stirbt, noch bevor die eigentliche Geschichte überhaupt erst
beginnt.“
Sie zwinkerte ihm kurz zu, bevor sie dann plötzlich im Haus verschwand.
Verwirrung machte sich breit und es machte ihn wahnsinnig, dass er nicht aus ihr schlau wurde. Das kann sie doch niemals ernst gemeint haben.
Bevor er sich jedoch weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, wurde er
von Ayumi ins Haus gezerrt und zu einer heißen Schokolade verdonnert.
Draußen rieselte weiterhin leise der Schnee.
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„Conan, pass auf!“
Blitzschnell drehte sich Conan um, mehr aus Reflex als dass er das
wirklich gewollt hatte. Ein leichter Windhauch striff seine Wange auf
der Höhe seines Brillengestells und ein unförmiger Schatten flog
haarscharf an seinem Kopf vorbei. Noch bevor er realisieren konnte, was
hier gerade geschah, hörte er, wie der Rest der Detective Boys
erleichtert ausatmete.
„Das war knapp!“, kommentierte Genta die Szene mit großen Augen, machte
sich jedoch im nächsten Moment wieder daran, den mickrigen Hauch von
Pulverschnee, der im Laufe des Vormittags gefallen war,
zusammenzukratzen. Mitsuhiko und Ayumi waren weniger gefasst und
schienen sich immer noch mögliche Konsequenzen auszumalen, was alles
hätte passieren können. Erst jetzt drehte Conan sich langsam um und
suchte den Boden hinter sich ab. Ursprünglich hatte er hier auf dem
Boden gekniet, weil er seinen Microremitter fallengelassen hatte. Als
seine Hand vorsichtig durch den Schnee fuhr, zuckte er plötzlich
erschrocken zurück. Wärme breitete sich auf seiner Fingerspitze aus, und
als er seine Hand begutachtete, fiel ein einziger, winziger Tropfen
Blut in den Schnee. Unwillkürlich musste er an Schneewittchen denken. Was für ein lächerlicher Gedanke. Die Scherbe, an der er sich geschnitten hatte, lag unschuldig und viel zu gut getarnt im Schnee.
„Das war wirklich mehr als knapp, Genta! Du solltest aufpassen, mit was
du da eigentlich wirfst, das hätte ins Auge gehen können.“, Mitsuhiko
bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, während Ayumi zustimmend nickte.
„Genau!“
Statt sich jedoch in irgendeiner Weise beeindruckt zu geben, flog
bereits der nächste Klumpen durch die Luft, welcher jedoch bereits nach
wenigen Zentimetern in der Luft zerfiel und langsam in Mitsuhikos Jacke
rieselte.
„GENTA!“
Genervt richtete Conan sich auf und klopfte sich den Schnee von den
Klamotten. In einer Hand hielt er den gesuchten Microremitter, in der
anderen einen daumennagelgroßen Stein. Und obwohl er mich mit dem
Ding hier fast erwischt hätte, fällt ihm nichts besseres ein, als gleich
den nächsten Schneeball zu werfen... Dem ist wirklich nicht mehr zu
helfen.
„Genta! Mitsuhiko hat vollkommen Recht, warum müsst ihr eigentlich mit
Schneebällen werfen? Bei dem bisschen Schnee ist die Gefahr umso größer,
dass du versehentlich noch ganz anderes Zeug durch die Luft wirfst.“ … und dem nächstbesten einen Stein gegen den Kopf wirfst.
„Jaa...“, schuldbewusst ließ er den Schnee in seinen Händen fallen,
jedoch nur, um im nächsten Moment mit seinem Finger auf Mitsuhiko zu
zeigen, „Die Schneeballschlacht war Mitsuhikos Idee. Er hat angefangen!“
„Waas? DU hast doch gesagt, dass wir uns den Schnee auf keinen Fall
entgehen lassen sollten. Die Schnellballschlacht war ganz allein deine
Idee!“
„Pah, stimmt gar nicht, ich bin nur rausgegangen, weil du Ayumi dazu überredet hast, mitzumachen.“
„Ja, aber DU hast angefangen, mit Schnee zu werfen!“
„He, Leute. Ist doch egal, wer angefangen hat, es ist doch nichts
passiert. Wieso machen wir nicht einfach was anderes? Schneeengel zum
Beispiel!“, Ayumi warf sich sofort begeistert in den Schnee und streckte
Arme und Beine von sich. Mitsuhiko und Genta taten es ihr gleich.
Der Anblick des im Schnee liegenden Gentas, wie er, wild mit seinen
Gliedmaßen fuchtelnd, vergeblich versuchte so etwas wie einen Engel zu
formen, ließ Conan schmunzeln. Ein Seitenblick auf Mitsuhiko reichte,
dass Genta sich noch mehr ins Zeug legte. Und wieder wird ein
Wettbewerb draus gemacht. Ich frage mich, wie lang es dauert, bis sie
auch hier wieder einen Weg finden, irgendeinen Schaden anzurichten...
Er wandte sich ab und wollte gerade wieder in das warme Haus Agasas
gehen, wo wahrscheinlich schon ein paar Tassen heiße Schokolade auf sie
warteten, als er Ai an der Tür stehen sah. Sie stand, die Arme um ihren
Körper geschlungen, an die Hauswand gelehnt und starrte in den Schnee.
Obwohl sie eine warme Jacke trug, schien sie zu frösteln.
„Haibara?“
Sie schien ihn nicht zu hören. Ihr Blick blieb starr auf etwas gerichtet
und trotzdem wirkte es als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders.
Der Schnee fiel sanft in Richtung Erde. Das Dach um sie herum war
mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt und als sie einen ersten Schritt
darauf tat, knirschte er laut unter ihren Füßen. Ansonsten war es hier
oben totenstill. Hier gab es nur das weiß des Schnees und das schwarz
der Nacht. Am Himmel schien es keine Sterne zu geben, er war einfach nur
schwarz. Pechschwarz. Ein Hauch von beunruhigender Nostalgie hing in
der Luft.
Sie wäre am liebsten sofort geflüchtet, doch ihre Gesundheit machte ihr
einen Strich durch die Rechnung. Es war eine große Anstrengung gewesen,
hier überhaupt erst raufzukommen, ihre Kräfte schienen am Ende zu sein.
Schwer atmend griff sie sich an die glühend heiße Stirn, als der erste
Schuss ertönte. Ihr Augen weiteten sich. Das erste, was sie sah, als sie
sich nach ihm umdrehte, war die Mündung der Pistole, aus der sachte
eine Rauchsäule aufstieg. Der stechende Schmerz machte sich in ihren
Gedanken genauso plötzlich breit wie die Erkenntnis, wen sie da vor sich
hatte.
„Ich habe dich vermisst, Sherry.“
„Haibara?!“, er musterte sie besorgt. Woran denkt sie gerade?
Er spielte mit dem Gedanken, sie irgendwie wachzurütteln, doch er wagte
es nicht, sie auch nur zu berühren. Irgendwo in der Ferne lachten die
restlichen Detective Boys.
„Lass den Blick wandern. Ist das nicht wirklich wunderschön? Die weißen Flocken in der dunklen Nacht.“
Sein Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Die Mündung der
Waffe blieb starr auf sie gerichtet, beinahe wie ein drittes, tödliches
Auge.
„Der Ort ist hinreißend, er ist einfach perfekt für das große Adieu. Hab ich nicht Recht, Sherry?“
Als die nächsten Schüsse ertönten, schossen ihr eine Unmenge an Gedanken
durch den Kopf. Ich werde hier sterben, ob ich will oder nicht. Ich
hätte es wissen müssen, dass es irgendwann durch seine Hand passieren
wird. Im Prinzip habe ich es immer gewusst.
In einem Punkt hast du allerdings Unrecht, Gin. Dieser Ort ist alles andere als hinreißend. Er ist scheußlich.
Ihre Kraft verließ sie und ihr Körper sackte zusammen. Sie lag nun auf
dem Boden und die Welt um sie herum drehte sich. Von Gin und Wodka waren
nicht viel mehr als zwei schwarze Schatten zu sehen. Ihr Blickfeld
beschränkte sich auf den Schnee und die roten Spuren ihres eigenen
Blutes.
„He, Ai!“
Ayumi tauchte plötzlich hinter Conan auf.
„Geht's dir nicht gut, du siehst so blass aus?“
Endlich regte sich etwas in ihrem Gesicht. Sie blinzelte und sah Ayumi einen Moment lang perplex an.
„Ich äh... Ich hab nur nachgedacht.“, sie rang sich ein schwaches
Lächeln ab. „Hat noch jemand Lust auf eine heiße Schokolade? Der
Professor hat bestimmt schon etwas für uns vorbereitet. Mit etwas Glück
hat er sogar Kekse im Haus.“
„Auja, klingt super!“, Genta witterte Kekse und verschwand
augenblicklich im Haus, dicht gefolgt von Mitsuhiko und Ayumi. Ai wollte
es ihnen gleichtun, als eine Hand sanft ihren Arm packte und sie
zurückhielt.
„Warte mal. Worüber hast du nachgedacht? Du hast wirklich nicht gut
ausgesehen...“, sein Blick wanderte wieder zu der Stelle im Schnee, an
der er zuvor gekniet hatte, „Wenn es um die Organisation geht, du
brauchst dir wirkli-“
„Oh Shinichi.“, ihr Blick war wieder zu seiner gewohnten Überheblichkeit
zurückgekehrt. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Mach dir
um mich keine Sorgen. Mir würde bei dieser Weihnachtsstimmung nicht im
Traum einfallen, auch nur einen Gedanken an die Organisation zu
verschwenden. Du solltest das gleiche tun. Den Männern in Schwarz kannst
du auch nächstes Jahr noch hinterherjagen. Wer weiß, vielleicht genießt
sogar jemand wie Gin die besinnliche Weihnachtszeit daheim vor'm Kamin
mit einer Tasse Tee. So etwas wie eine betriebsinterne Weihnachtsfeier
hat es früher zumindest nie gegeben. Schade eigentlich.“
Er sah sie irritiert an.
„Haibara...“, brummte er beleidigt. „Das meinst du doch nicht ernst.“
Sie lachte gekünstelt. „Und ob.“
„Aber wenn es nicht das war, woran hast du dann gedacht?“
„Du gibst nie Ruhe, was?“ Sie seufzte genervt. „Schneewittchen.“
„Schneewittchen? Du willst mich doch verarschen, Haibara.“
„Sag bloß, du kennst Schneewittchen nicht?“, mit einer Hand deutete sie
auf den Tropfen Blut, der mit seiner roten Farbe deutlich vor dem hellen
Schnee hervorstach, „In dem Märchen geht es auch um die leibliche
Mutter von Schneewittchen, die sich mit einer Nadel in den Finger
sticht. Sie stirbt, noch bevor die eigentliche Geschichte überhaupt erst
beginnt.“
Sie zwinkerte ihm kurz zu, bevor sie dann plötzlich im Haus verschwand.
Verwirrung machte sich breit und es machte ihn wahnsinnig, dass er nicht aus ihr schlau wurde. Das kann sie doch niemals ernst gemeint haben.
Bevor er sich jedoch weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, wurde er
von Ayumi ins Haus gezerrt und zu einer heißen Schokolade verdonnert.
Draußen rieselte weiterhin leise der Schnee.