Hallo meine Lieben! Heute wird das Türchen Nr. 7 an unserem Adventskalender geöffnet. Wir mussten wieder ein bisschen improvisieren, darum gibt es heute eine Weihnachtsgeschichte von Stella. Viel Freude beim lesen!
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An diesem ereignishaften Tag, der mit einer morgendlichen Weihnachts- Shoppingtour mit Ran begonnen hatte, würde wohl mit einer erneuten Flucht Kaito Kids in der Nacht enden. Shinichi hatte am frühen Nachmittag, nachdem er vollbepackt nach Hause gekommen war, an seiner Tür ein Stück Papier ausgemacht. Voller Neugier hatte Shinichi die Tüten im Flur auf den Boden geschmissen und mit schnellen Handgriffen das Papier aufgefaltet. Sofort sprang ihm Kaito Kids Siegel ins Auge und er verstand, dass Kaito Kid ihn höchstpersönlich herausgefordert hatte. Mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht hatte Shinichi in Gedanken die Herausforderung angenommen. Shinichi beschloss Ginzo Nakamori ein vorweihnachtliches Geschenk mit der Verhaftung von Kaito Kid zu machen, da der Kommissar mit seinem eigenmächtigen Handeln oftmals gescheitert war. Im Schreiben stand, dass Kaito Kid heute Abend um 22 Uhr im Beika Hochhaus, in dem das Juwel Black Dreams ausgestellt war, seinen Diebeszug fortführen würde. Besonders hatte der selbsternannte Meisterdieb im Schreiben um sein Erscheinen gebeten. Das Treffen zwischen Meisterdieb und Meisterdetektiv wäre in Kids Augen längst überfällig und er würde die Präsenz seines liebsten Detektivs vermissen. Kopfschüttelnd hatte Shinichi die Bitte zur Kenntnis genommen. Seiner Meinung nach war Kid mit der schriftlichen Bitte über die Konsequenzen nicht im Klaren, weil er sich sicher war, mit seiner Mithilfe den Dieb hinter Schloss und Riegel bringen zu können.
Shinichi hatte allerdings bis heute Nachmittag noch nicht gewusst, wie stark er sich verkalkulieren würde. Nun stand er mies gelaunt vor dem Fenster des Beika Hochhauses und schaute den sorglosen Schneeflocken zu, die in der dunklen Nacht auf die Erde fielen. Die Scheinwerfer, die zur Verhaftung des Diebes draußen aufgestellt worden waren, erhellten die Dunkelheit und gewährten einen guten Blick auf die schneereiche Landschaft. Es hatte ganz den Anschein, als würde der Schnee die täglichen Fehler der Menschen mit einer weißen Masse bedecken und ihren Lebensraum in ein besseres Licht rücken wollen. Shinichi ließ sich von dem Anblick nicht beirren und wusste nur zu gut, dass er trügerisch sein konnte. Kurze Zeit später assoziierte er Kaito Kid mit dem Gedankengang und fragte sich anschließend im Stillen, welche Motive Kaito Kid zum Stehlen brachten. Die Tatsache, dass er die eigens gestohlenen Dinge immer wieder zurückbrachte, hatte Shinichi schon oft gewundert. Wozu stehlen, wenn man sie nicht behielt? Für Shinichi ergaben Kaito Kids Taten keinen Sinn. Vielleicht brauchte der Typ bloß Anerkennung und suchte durch seine gesetzeswidrigen Taten nach Aufmerksamkeit?
Shinichi schüttelte abermals mit dem Kopf und ging geistesabwesend zum Fahrstuhl, um langsam nach Hause zu gehen. Er musste am nächsten Tag früh aus den Federn, um seine Geschenke frühzeitig einzupacken, weil er Kommissar Megure versprochen hatte, ihn bei einem Fall zu helfen. Hintergründig nahm er wahr, dass sich die Fahrstuhltüre geschmeidig schlossen und der Fahrstuhl in Betrieb ging. Wäre Shinichi nicht so sehr mit der Frage um Kaito Kids Leitmotive beschäftigt, würde ihm sicherlich auffallen, dass es unmöglich war, dass sich der Fahrstuhl eigenmächtig bewegte. Shinichi hatte nämlich zu keinem Augenblick auf einen Knopf gedrückt. Nachdem der Fahrstuhl mittendrin zu ruckeln begann und schließlich mit einem lauten Laut stoppte, realisierte Shinichi blitzschnell, dass er ihn nicht in Gang gebracht hatte. Wer war es bitte dann gewesen?
Eine fließende Drehung seinerseits verriet Shinichi, dass er nicht allein im Fahrstuhl war. Vor ihm erblickte Shinichi einen weißgekleideten jungen Mann mit einem einheitlich farbigen Hut auf dem Kopf. Braune Ponypartien standen frech hervor und über sein Gesicht huschte ein amüsierter Ausdruck. Shinichi wurde von der weißen Gestalt mit einem leichten Grinsen fokussiert. Warum war Shinichi von seiner plötzlichen Präsenz kaum überrascht? Während des Raubs hatte er kaum Kontakt mit Kaito Kid gehabt, denn er war so schnell wie er gekommen war mit einer pinken Rauchwolke wieder verschwunden. Shinichi war über seine Vorgehensweise mehr als überrascht gewesen, denn er wurde von Kid herbestellt und von ihm doch mit keinem Blick gewürdigt – bis jetzt.
„Was machst du hier? Ist es nicht unüblich für dich, mit dem Fahrstuhl zu fahren, wie jeder normale Mensch?“, brach Shinichi nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille, die für ihn unangenehm war.
„Hm … Du hast recht, ich benehme mich nicht wie jeder normale Mensch. Doch ich sah keine andere Möglichkeit, dich zu begrüßen“, grinste Kid.
„Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?“
„Nimm die Aussage, wie sie dir beliebt, meitantei-san. Ich zwinge dich zu nichts. Ich wollte dich nur wieder sehen. Lang ist’s her.“
Shinichi musste ihm recht geben. Er war schon ungewöhnlich lang nicht mehr bei einem Diebeszug von Kid dabei gewesen. Allerdings war er in der Vergangenheit mit der Zerschlagung der Organisation beschäftigt gewesen, an der er und das FBI inkognito beteiligt gewesen waren.
„Ich hatte viel zu tun“, setzte Shinichi an, gewillt das Thema möglichst schnell zu wechseln. Er erinnerte sich ungern an die Konfrontation mit der Organisation.
„Statt zu quatschen, sollten wir uns lieber überlegen, wie wir hier wieder rauskommen“, fügte er hinzu.
Danach blickte er sich im Fahrstuhl um. Es gab es keinen Notfall-Knopf und sonst fiel ihm keine potentielle Fluchtmöglichkeit ein. Genervt atmete er die Luft ein und musste sich eingestehen, dass der Tag doch nicht schlimmer enden würde als vorerst angenommen. Er steckte mit dem Meisterdieb in einem kleinen Fahrstuhl. Vielleicht könnte er in einem Gespräch ein paar informative Dinge über seine Person erfahren? Shinichi richtete abschätzend den Blick wieder auf Kid, der anscheinend aus der Langeweile getrieben mit einem Kartendeck ein paar Tricks vorführte. Shinichi grinste bei dem einmaligen Anblick ins sich hinein und entschied sein Vorhaben durch ein Spiel in die Tat umzusetzen.
„Was hältst du von einem simplen Spiel? Wir stellen uns im Wechsel fünf Fragen. Die Fragen müssen ehrlich beantworten werden. Hast du Lust?“
Shinichi sah, dass Kid nun ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte und über seinen Vorschlag intensiv nachdachte. Nach einer kurzen Zeit kehrte sein Grinsen zurück und er ließ verkünden:
„Solange du nicht nach meiner wahren Identität fragst, bin ich einverstanden. Fünf Fragen und die Fragen erfolgen im Wechsel? Klingt nach Spaß.“
„Alles klar. Immerhin müssen wir die Zeit überbrücken. Ich fange an.“
„Sicher, Lady‘s first, ich bin ein ehrlicher Gentleman“, lachte Kid und erntete so von Shinichi bedrohliche Blicke.
Hustend fuhr Shinichi fort: „Warum bist du ganz in weiß gekleidet? In schwarz würdest du kaum auffallen und leichter entkommen.“
„Erstens, weil schwarz von den Leuten getragen werden, die ihr Bäuchlein verstecken müssen. Schwarz kaschiert in erster Linie unerwünschte Pfunde. Da ich gut gebaut bin, brauche ich den unnötigen Luxus nicht. Und zweitens macht es nur halb so viel Spaß, wenn man leicht entkommen kann.“
Shinichi nahm etwas perplex Kids Antwort entgegen und machte sich in Gedanken eine Notiz, dass Kid zu überzeugt von sich war.
„Nun bin ich dran, meitantei-san. Hast du meine Karte erhalten?“
„Ja, ich bin dran. Wa-“, entgegnete Shinichi. Als er seine nächste Frage stellen wollte, wurde er prompt von Kid unterbrochen. Sowas schimpft sich Gentleman?!
„Hey, du kannst meine Frage doch nicht bloß mit einem ‚Ja‘ beantworten; das ist unfair. Warum machst du das?!“
„Tja, wenn ich deine Frage mit einem bloßen ‚Ja‘ beantworten kann, ist das wohl oder übel dein Pech“, erwiderte Shinichi.
„Und nur so nebenbei bemerkt: du hast deine zweite Frage gerade verbraucht.“
„&%#!“
Lachend stellte Shinichi seine nächste Frage: „Weshalb hast du mir eine Karte zukommen lassen?“
„Ich hab es reingeschrieben; wer lesen kann, ist klar im Vorteil“, stellte Kid lächelnd klar.
„Nun bin ich dran. Ich falle nicht mehr auf deine Tricks herein, mein lieber Detektiv. Uhm … Warum bist du überhaupt gekommen?“
„Um dir zu sagen, dass ich von deiner Bitte ganz gerührt war“, sagte Shinichi mit einem ironischen Unterton, der von Kid absichtlich ignoriert wurde.
„Ahh, ich wusste doch immer, dass du von mir entzückt bist. Es war doch eine gute Idee, im Fahrstuhl auf dich zu warten.“
Diese Aussage leitete Shinichis nächste Frage ein: „Warum im Gottes Namen hast du in diesem Ding auf mich gewartet?“
„Um meinen Detektiv zu sehen. Während des Raubs scheinen wir uns aus den Augen verloren zu haben.“
„Warum wohl?“, fragte Shinichi sarkastisch.
„Haha, weil ich Black Dreams gestohlen habe.“, lachte Kid.
Shinichis Augen weiteten sich in Unglauben. Somit hatte er eine Frage umsonst verbraucht. Verdammt!
„Ich bin dran. Du hast nur eine Frage, meitantei-san. Ich noch zwei. Uhmm ... Also, warum warst du eine Zeitlang verschwunden?“
Shinichis Herz schlug schneller und er schwitzte aus Nervosität. Mit der Frage hatte er gar nicht gerechnet. Er konnte Kid nicht die Wahrheit sagen. Da machte sein Stolz ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Ich musste untertauchen“, erwiderte er schließlich.
Shinichi erkannte, dass Kaito Kid über die Antwort überrascht war. Zwar war sein Pokerface noch präsent, doch in seinen Augen sah er seine unendliche Neugier.
„Warum?“, fragte Kid nach einigen Augenblicken.
Shinichi sah die Frage bereits kommen.
„Weil ich an einem gefährlichen Fall gearbeitet habe. Und somit sind deine fünf Fragen aufgebraucht, Kid. Ich bin dran. Warum klaust du seit Jahrzenten? Was ist dein Leitmotiv?“
Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über Kids Gesicht und sein Pokerface verschwand für einige Sekunden. Danach fing er sich wieder und entgegnete versonnen:
„Ich arbeite auch an einem schweren Fall. Da ich aber eingefleischter Dieb bin, löse ich meinen Fall auf einem etwas unspießigeren Wege.“
Bevor Shinichi seine provozierende Aussage kommentieren konnte, ging der Fahrstuhl wieder in Betrieb und öffnete danach die Tür. Kaito Kid nutzte den Moment und verschwand mit einer pinken Rauchwolke. Hustend und schwer atmend wuchtete Shinichi mit den Armen und entdeckte, als sich die pinke Masse verselbstständigte, Black Dreams auf den Boden. Shinichi ging in die Hocke und erblickte überrascht eine Notiz daneben, in der Kid ihm eine besinnliche Weihnachtsfeier wünschte.
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An diesem ereignishaften Tag, der mit einer morgendlichen Weihnachts- Shoppingtour mit Ran begonnen hatte, würde wohl mit einer erneuten Flucht Kaito Kids in der Nacht enden. Shinichi hatte am frühen Nachmittag, nachdem er vollbepackt nach Hause gekommen war, an seiner Tür ein Stück Papier ausgemacht. Voller Neugier hatte Shinichi die Tüten im Flur auf den Boden geschmissen und mit schnellen Handgriffen das Papier aufgefaltet. Sofort sprang ihm Kaito Kids Siegel ins Auge und er verstand, dass Kaito Kid ihn höchstpersönlich herausgefordert hatte. Mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht hatte Shinichi in Gedanken die Herausforderung angenommen. Shinichi beschloss Ginzo Nakamori ein vorweihnachtliches Geschenk mit der Verhaftung von Kaito Kid zu machen, da der Kommissar mit seinem eigenmächtigen Handeln oftmals gescheitert war. Im Schreiben stand, dass Kaito Kid heute Abend um 22 Uhr im Beika Hochhaus, in dem das Juwel Black Dreams ausgestellt war, seinen Diebeszug fortführen würde. Besonders hatte der selbsternannte Meisterdieb im Schreiben um sein Erscheinen gebeten. Das Treffen zwischen Meisterdieb und Meisterdetektiv wäre in Kids Augen längst überfällig und er würde die Präsenz seines liebsten Detektivs vermissen. Kopfschüttelnd hatte Shinichi die Bitte zur Kenntnis genommen. Seiner Meinung nach war Kid mit der schriftlichen Bitte über die Konsequenzen nicht im Klaren, weil er sich sicher war, mit seiner Mithilfe den Dieb hinter Schloss und Riegel bringen zu können.
Shinichi hatte allerdings bis heute Nachmittag noch nicht gewusst, wie stark er sich verkalkulieren würde. Nun stand er mies gelaunt vor dem Fenster des Beika Hochhauses und schaute den sorglosen Schneeflocken zu, die in der dunklen Nacht auf die Erde fielen. Die Scheinwerfer, die zur Verhaftung des Diebes draußen aufgestellt worden waren, erhellten die Dunkelheit und gewährten einen guten Blick auf die schneereiche Landschaft. Es hatte ganz den Anschein, als würde der Schnee die täglichen Fehler der Menschen mit einer weißen Masse bedecken und ihren Lebensraum in ein besseres Licht rücken wollen. Shinichi ließ sich von dem Anblick nicht beirren und wusste nur zu gut, dass er trügerisch sein konnte. Kurze Zeit später assoziierte er Kaito Kid mit dem Gedankengang und fragte sich anschließend im Stillen, welche Motive Kaito Kid zum Stehlen brachten. Die Tatsache, dass er die eigens gestohlenen Dinge immer wieder zurückbrachte, hatte Shinichi schon oft gewundert. Wozu stehlen, wenn man sie nicht behielt? Für Shinichi ergaben Kaito Kids Taten keinen Sinn. Vielleicht brauchte der Typ bloß Anerkennung und suchte durch seine gesetzeswidrigen Taten nach Aufmerksamkeit?
Shinichi schüttelte abermals mit dem Kopf und ging geistesabwesend zum Fahrstuhl, um langsam nach Hause zu gehen. Er musste am nächsten Tag früh aus den Federn, um seine Geschenke frühzeitig einzupacken, weil er Kommissar Megure versprochen hatte, ihn bei einem Fall zu helfen. Hintergründig nahm er wahr, dass sich die Fahrstuhltüre geschmeidig schlossen und der Fahrstuhl in Betrieb ging. Wäre Shinichi nicht so sehr mit der Frage um Kaito Kids Leitmotive beschäftigt, würde ihm sicherlich auffallen, dass es unmöglich war, dass sich der Fahrstuhl eigenmächtig bewegte. Shinichi hatte nämlich zu keinem Augenblick auf einen Knopf gedrückt. Nachdem der Fahrstuhl mittendrin zu ruckeln begann und schließlich mit einem lauten Laut stoppte, realisierte Shinichi blitzschnell, dass er ihn nicht in Gang gebracht hatte. Wer war es bitte dann gewesen?
Eine fließende Drehung seinerseits verriet Shinichi, dass er nicht allein im Fahrstuhl war. Vor ihm erblickte Shinichi einen weißgekleideten jungen Mann mit einem einheitlich farbigen Hut auf dem Kopf. Braune Ponypartien standen frech hervor und über sein Gesicht huschte ein amüsierter Ausdruck. Shinichi wurde von der weißen Gestalt mit einem leichten Grinsen fokussiert. Warum war Shinichi von seiner plötzlichen Präsenz kaum überrascht? Während des Raubs hatte er kaum Kontakt mit Kaito Kid gehabt, denn er war so schnell wie er gekommen war mit einer pinken Rauchwolke wieder verschwunden. Shinichi war über seine Vorgehensweise mehr als überrascht gewesen, denn er wurde von Kid herbestellt und von ihm doch mit keinem Blick gewürdigt – bis jetzt.
„Was machst du hier? Ist es nicht unüblich für dich, mit dem Fahrstuhl zu fahren, wie jeder normale Mensch?“, brach Shinichi nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille, die für ihn unangenehm war.
„Hm … Du hast recht, ich benehme mich nicht wie jeder normale Mensch. Doch ich sah keine andere Möglichkeit, dich zu begrüßen“, grinste Kid.
„Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?“
„Nimm die Aussage, wie sie dir beliebt, meitantei-san. Ich zwinge dich zu nichts. Ich wollte dich nur wieder sehen. Lang ist’s her.“
Shinichi musste ihm recht geben. Er war schon ungewöhnlich lang nicht mehr bei einem Diebeszug von Kid dabei gewesen. Allerdings war er in der Vergangenheit mit der Zerschlagung der Organisation beschäftigt gewesen, an der er und das FBI inkognito beteiligt gewesen waren.
„Ich hatte viel zu tun“, setzte Shinichi an, gewillt das Thema möglichst schnell zu wechseln. Er erinnerte sich ungern an die Konfrontation mit der Organisation.
„Statt zu quatschen, sollten wir uns lieber überlegen, wie wir hier wieder rauskommen“, fügte er hinzu.
Danach blickte er sich im Fahrstuhl um. Es gab es keinen Notfall-Knopf und sonst fiel ihm keine potentielle Fluchtmöglichkeit ein. Genervt atmete er die Luft ein und musste sich eingestehen, dass der Tag doch nicht schlimmer enden würde als vorerst angenommen. Er steckte mit dem Meisterdieb in einem kleinen Fahrstuhl. Vielleicht könnte er in einem Gespräch ein paar informative Dinge über seine Person erfahren? Shinichi richtete abschätzend den Blick wieder auf Kid, der anscheinend aus der Langeweile getrieben mit einem Kartendeck ein paar Tricks vorführte. Shinichi grinste bei dem einmaligen Anblick ins sich hinein und entschied sein Vorhaben durch ein Spiel in die Tat umzusetzen.
„Was hältst du von einem simplen Spiel? Wir stellen uns im Wechsel fünf Fragen. Die Fragen müssen ehrlich beantworten werden. Hast du Lust?“
Shinichi sah, dass Kid nun ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte und über seinen Vorschlag intensiv nachdachte. Nach einer kurzen Zeit kehrte sein Grinsen zurück und er ließ verkünden:
„Solange du nicht nach meiner wahren Identität fragst, bin ich einverstanden. Fünf Fragen und die Fragen erfolgen im Wechsel? Klingt nach Spaß.“
„Alles klar. Immerhin müssen wir die Zeit überbrücken. Ich fange an.“
„Sicher, Lady‘s first, ich bin ein ehrlicher Gentleman“, lachte Kid und erntete so von Shinichi bedrohliche Blicke.
Hustend fuhr Shinichi fort: „Warum bist du ganz in weiß gekleidet? In schwarz würdest du kaum auffallen und leichter entkommen.“
„Erstens, weil schwarz von den Leuten getragen werden, die ihr Bäuchlein verstecken müssen. Schwarz kaschiert in erster Linie unerwünschte Pfunde. Da ich gut gebaut bin, brauche ich den unnötigen Luxus nicht. Und zweitens macht es nur halb so viel Spaß, wenn man leicht entkommen kann.“
Shinichi nahm etwas perplex Kids Antwort entgegen und machte sich in Gedanken eine Notiz, dass Kid zu überzeugt von sich war.
„Nun bin ich dran, meitantei-san. Hast du meine Karte erhalten?“
„Ja, ich bin dran. Wa-“, entgegnete Shinichi. Als er seine nächste Frage stellen wollte, wurde er prompt von Kid unterbrochen. Sowas schimpft sich Gentleman?!
„Hey, du kannst meine Frage doch nicht bloß mit einem ‚Ja‘ beantworten; das ist unfair. Warum machst du das?!“
„Tja, wenn ich deine Frage mit einem bloßen ‚Ja‘ beantworten kann, ist das wohl oder übel dein Pech“, erwiderte Shinichi.
„Und nur so nebenbei bemerkt: du hast deine zweite Frage gerade verbraucht.“
„&%#!“
Lachend stellte Shinichi seine nächste Frage: „Weshalb hast du mir eine Karte zukommen lassen?“
„Ich hab es reingeschrieben; wer lesen kann, ist klar im Vorteil“, stellte Kid lächelnd klar.
„Nun bin ich dran. Ich falle nicht mehr auf deine Tricks herein, mein lieber Detektiv. Uhm … Warum bist du überhaupt gekommen?“
„Um dir zu sagen, dass ich von deiner Bitte ganz gerührt war“, sagte Shinichi mit einem ironischen Unterton, der von Kid absichtlich ignoriert wurde.
„Ahh, ich wusste doch immer, dass du von mir entzückt bist. Es war doch eine gute Idee, im Fahrstuhl auf dich zu warten.“
Diese Aussage leitete Shinichis nächste Frage ein: „Warum im Gottes Namen hast du in diesem Ding auf mich gewartet?“
„Um meinen Detektiv zu sehen. Während des Raubs scheinen wir uns aus den Augen verloren zu haben.“
„Warum wohl?“, fragte Shinichi sarkastisch.
„Haha, weil ich Black Dreams gestohlen habe.“, lachte Kid.
Shinichis Augen weiteten sich in Unglauben. Somit hatte er eine Frage umsonst verbraucht. Verdammt!
„Ich bin dran. Du hast nur eine Frage, meitantei-san. Ich noch zwei. Uhmm ... Also, warum warst du eine Zeitlang verschwunden?“
Shinichis Herz schlug schneller und er schwitzte aus Nervosität. Mit der Frage hatte er gar nicht gerechnet. Er konnte Kid nicht die Wahrheit sagen. Da machte sein Stolz ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Ich musste untertauchen“, erwiderte er schließlich.
Shinichi erkannte, dass Kaito Kid über die Antwort überrascht war. Zwar war sein Pokerface noch präsent, doch in seinen Augen sah er seine unendliche Neugier.
„Warum?“, fragte Kid nach einigen Augenblicken.
Shinichi sah die Frage bereits kommen.
„Weil ich an einem gefährlichen Fall gearbeitet habe. Und somit sind deine fünf Fragen aufgebraucht, Kid. Ich bin dran. Warum klaust du seit Jahrzenten? Was ist dein Leitmotiv?“
Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über Kids Gesicht und sein Pokerface verschwand für einige Sekunden. Danach fing er sich wieder und entgegnete versonnen:
„Ich arbeite auch an einem schweren Fall. Da ich aber eingefleischter Dieb bin, löse ich meinen Fall auf einem etwas unspießigeren Wege.“
Bevor Shinichi seine provozierende Aussage kommentieren konnte, ging der Fahrstuhl wieder in Betrieb und öffnete danach die Tür. Kaito Kid nutzte den Moment und verschwand mit einer pinken Rauchwolke. Hustend und schwer atmend wuchtete Shinichi mit den Armen und entdeckte, als sich die pinke Masse verselbstständigte, Black Dreams auf den Boden. Shinichi ging in die Hocke und erblickte überrascht eine Notiz daneben, in der Kid ihm eine besinnliche Weihnachtsfeier wünschte.