4. Adventskalendertürchen

  • 4. Adventskalendertürchen

    Und hier ist das 4. Türchen von MelRu mit den Stichworten Adventskalender / Freunde!
    Einen schönen 4. Dezember bzw. zweiten Advent. : )


    Für gewisse Dinge ist man nie zu alt …



    Winzige Schneeflocken rieselten in geschmeidigen Bewegungen, geleitet durch den kühlen Abendwind, vom Himmel herab. Sie vollführten einen uralten Tanz, den nur die Natur kannte und ließen sich danach sanft auf der Erde nieder. An solchen Tagen spürte man die Kälte an den Ohren und an der Nase, und man zog automatisch den Kragen etwas höher.

    Conan liebte diese Zeit. Der bereits verharschte Schnee knirschte unter seinen kleinen Kinderstiefeln, als er mit seinen Freunden die Straßen zum Haus des Professors entlang zog. Die Kinder hatten Ai und ihn dazu genötigt einen Schneemann zu bauen und im Endeffekt musste er zugeben, dass er dabei doch tatsächlich Spaß gehabt hatte. Außerdem war es herrlich, an so einem Tag durch die schneebedeckten Straßen zu schlendern.

    Er sah vom Boden auf und blickte zu Ayumi, Genta und Mitsuhiko, welche vor ihm liefen und irgendetwas von Schneeballschlachten und Iglus faselten. Sie gestikulierten wild umher und lachten dabei unbeschwert und frei. Shinichi konnte über den Eifer der Kinder nur lächelnd den Kopf schütteln. Anfangs hatte er noch gedacht, dass sein Grundschüler Dasein mehr als nur langweilig werden würde, aber diese Kids hielten ihn überraschender Weise mächtig auf Trapp.

    Er sog die kalte schneeklare Luft tief ein und schob seine Hände tiefer in seine Jackentasche, während er dem Gespräch der drei lauschte. „Ich habe dieses Jahr einen Barbie-Adventkalender bekommen und ich war so aufgeregt, als ich heute das erste Türchen aufmachen durfte“, teilte Ayumi ihren Freunden gerade mit. „Ich habe einen von Kamen Yaibā“, antwortete Mitsuhiko und Conan konnte den Stolz aus seiner Stimme heraushören. Genta lies seine massigen Schultern hängen und der geschrumpfte Detektiv schloss daraus, dass dieser gerade schmollte. „Ich habe nur ein ganz normalen“, meinte Genta enttäuscht.

    Während die anderen beiden versuchten, ihren großen Freund zu trösten, schüttelte Conan nur missbilligend den Kopf. Anstatt sich einfach über diese kleine Aufmerksamkeit zu freuen, bemängelte dieser Dummkopf sie auch noch.

    „Adventkalender … für was soll so etwas gut sein?“, vernahm er eine höhnische Stimme. Überrascht blickte Conan zu dem Mädchen, welches neben ihm her schritt – Ai Haibara. Sie stapfte mit verschränkten Armen durch den Schnee und betrachtete die tratschenden Kinder mit ihrem verschlossenen Gesicht. Oi Humbug, der Professor hatte also Recht gehabt, dachte er und zog in alter Manier seine Augenbrauen nach oben.

    „Naja, es dient hauptsächlich dazu, die Vorfreude auf Weihnachten erträglich zu machen. Jeden Tag darf man ein Türchen öffnen, entdecken, was sich dahinter verbirgt und sich über die kleine Überraschung freuen. Es ist doch ein netter Gedanke.“

    Eine leichte Röte schlich sich auf die Wangen des geschrumpften Oberschülers, als er daran dachte, wie Ran ihm heute Morgen ihren selbst gemachten Adventkalender überreicht hatte. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben all die kleinen Söckchen zu besticken und an der Schnur festzumachen. In jedem war eine kleine Überraschung versteckt und auch wenn er es nie offen zugeben würde, freute er sich schon darauf morgen in das nächste Söckchen blicken zu dürfen.

    Ai sah ihn mit ihrer üblichen kritischen Mine an: „Sag mir nicht, du hast auch einen Adventkalender.“

    Ayumi, die den letzten Teil des Gesprächs mit angehört hatte, drehte sich schwungvoll zu den beiden um. „Natürlich hat Conan auch einen Adventkalender! Stimmt doch Conan, oder?“, mit ihrer kindlich fragenden Miene wandte sie sich an den Brillenträger. Der angesprochene Junge nickte leicht und wenn man genau hinsah, bemerkte man auch, dass sich das Rot auf seinen Wangen vertiefte. Ai schnaubte leicht.

    „Du hast doch auch einen Adventkalender, oder Ai?“, fragte sie Mitsuhiko, als sie mittlerweile beim Haus des Professors angekommen waren. „Ich brauche so etwas nicht. Es ist doch jedes Jahr das gleiche Geschäft mit der Weihnacht. Kekse und süßen Weihnachtsbaumbehang kann man schon ab September aus Katalogen bestellen. Weihnachtsdekorationsartikel leuchten bereits Ende Oktober aus den Auslagen und Nikoläuse und Weihnachtsmänner bevölkern die Einkaufszentren und Straßen. Während in den Herzen der Menschen noch der Sommer nachschwingt, umgibt uns auf Plakaten, im Radio, im Internet, im Fernsehen und in den Zeitungen schon Weihnachten. Weihnachten ist eine reine Geldmacherei und die werde ich nicht unterstützen. Das habe ich auch bereits dem Professor gesagt“, antworte Ai.

    Verwundert und mit großen Augen sahen sie die Kinder an. Das Mädchen seufzte tief. „Und außerdem sind Schokolade und andere Süßigkeiten schlecht für die Zähne“, fügte sie hinzu, danach ging sie zur Türe und schloss sie auf. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um. „Was ist? Seid ihr da angefroren?“

    Schnell folgten die vier ihrer Freundin ins Haus und ein Schwall warmer Luft mit einem leichten Hauch von Apfel und Zimt schlug ihnen entgegen. Schnell schälten sie sich aus ihren dicken Mänteln und schlüpften aus ihren Stiefeln. Sie zuckten zusammen, als sie ein lautes Scheppern vernahmen. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Ais Lippen. „Wollte sich der Professor also wieder heimlich an der Keksdose vergreifen“, murmelte sie und schritt zum Wohnzimmer um Professor Agasa eine erneute Standpredigt zu halten.

    Sie öffnete die Türe, welche ins Wohnzimmer führte und blieb überrascht im Türrahmen stehen. Auf der gegenüberliegenden Wand befand sich ein seltsames Gebilde, was gestern Abend definitiv noch nicht da gewesen war. Was bitte sollte das sein?

    „Oh, ihr seid schon wieder zurück? Ihr müsst euch noch ein bisschen gedulden, der Tee ist gleich fertig“, begrüßte sie der Professor grinsend, während er versuchte die Dose hinter seinem Rücken zu verstecken. Man muss nicht betonen, dass er dabei kläglich scheiterte, doch die Standpredigt war bereits vergessen. „Professor, was ist das?“, kam Ai ohne umschweife zur Sache, während sich die anderen in den Raum drängten.

    Ayumi übernahm es, die Frage zu beantworten und zeigte voller Stolz auf das bunte Etwas. „Das ist dein Adventkalender!“ Ai sah das Mädchen erstaunt an. „Aber ...“

    „Nichts aber! Jedes Kind braucht einen Adventkalender! Und als wir gehört haben wie der Professor Conan erzählt hat, dass du keinen möchtest, haben wir beschlossen dir einen zu basteln.“ „Und keine Angst, es ist keine Schokolade drinnen“, warf Mitsuhiko ein. „Wir haben alle mitgeholfen. Mitsuhiko, Genta, Conan, der Professor und ich. Wir wollten dir eine Freude machen, darum haben wir ihn für dich gemacht“, erklärte Ayumi.

    Ai blickte wieder zu dem Gebilde an der Wand und musste ein Auflachen unterdrücken. Eigentlich hätte ihr das vorher auffallen können, aber jetzt wo sie es wusste, war es eindeutig. Es war offensichtlich, dass Kudo seine Finger im Spiel gehabt hatte, denn seine Begabung für Kunst war genau so groß, wie seine Begabung für Gesang.

    „Komm schon Ai, mach das erste Kästchen auf!“, rief Genta enthusiastisch. Das braunhaarige Mädchen erbarmte sich und schritt zu dem Ding, dass sich Adventkalender schimpfte. Auch wenn sie es nicht für möglich gehalten hatte, breitete sich mit jedem Schritt etwas wie Spannung und Vorfreude in ihr aus. Sanft öffnete sie das erste Kästchen und zum Vorschein kam ein kleiner Notizblock in Sternchenform. Darauf stand: Sterne sind wie Freunde. Du kannst sie zwar nicht immer sehen, doch sie sind immer für dich da.

    „Weißt du Haibara, die Weihnachtszeit ist nicht nur eine Zeit voller Hektik und Geldmacherei. Es ist auch eine Zeit der Einkehr und der Stille, aber auch der Vorfreude und der Erwartungen.“ Sie blickte zu Conan, welcher unbemerkt neben sie getreten war. Dieser lies seine Worte kurz wirken, ehe er vorfuhr: „Nur weil wir älter geworden sind, heißt das noch lange nicht, dass wir zu alt für all das hier sind. Es gibt einfach Dinge, für die man nie zu alt ist. Und das hat auch etwas Gutes, findest du nicht?“, fragte er sie lächelnd.

    „Du bist ein Träumer, Kudo.“

    Conan schnaubte sachte, doch dann lächelte er. „Wie du meinst, Haibara.“ Mit diesen Worten ließ er das Mädchen stehen und ging zu den anderen, die bereits den Professor umzingelten. „Professor, du hast uns eine Weihnachtsgeschichte versprochen“, hörte Ai die Kinder fordern. „Na gut, na gut. Dann setzt euch mal“, wies sie der Professor an. Ai schloss ihre Hand fester um den kleinen Notizblock und gegen ihren Willen, schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. Sie blickte überrascht auf, als plötzlich eine kleine warme Hand ihre andere Hand umschloss. „Komm Ai-chan“, grinste sie Ayumi in ihrem kindlichen Übermut an und zog sie Richtung Couch.

    Ai ließ sich bereitwillig mitziehen und nahm dankend die Tasse Tee entgegen, die Mitsuhiko ihr reichte. Nachdem sie alle ihren Platz gefunden hatten, lauschten sie der tiefen beruhigenden Stimme des Professors: „Jenseits des tief verschneiten Waldes trafen sich am Beginn der Adventzeit die Liebe, die Freundschaft, die Zufriedenheit, der Traum und die Weisheit …“

    Ais Gedanken schweiften ab. Sie waren alle ein Haufen Träumer, doch was war eigentlich so falsch an einem Traum? Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und musterte einem nach dem anderen. Egal was sie sich versuchte einzureden, es war einfach schön hier bei ihnen zu sein. Ai lehnte sich entspannt zurück und genoss in diesem Moment einfach dieses warme Gefühl, welches sich tief in ihr ausbreitete.
    (by Kazeem)

    The world is a wonderland!
  • Und schon wieder spielt Ai eine Hauptrolle - ich find's Super! :P
    Die Geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn mir jetzt nicht bekannt ist, dass es in Japan Adventskalender gibt. (oder doch?) Aber das macht überhaupt nichts, es geht ja mehr um den Hintergrund der Geschichte und der ist dir Super gelungen!
    Mir gefällt übrigens sein Schreibstil total gut!
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  • Mir gefällt die Story, die Idee auch sehr gut.^^
    Die Umsetzung ist imo auch sehr gut gelungen, das Thema Träume ist schön mit den Adventskalendern verbunden worden.
    Ai Ablehnung und dann ihre indirekt Dankbarkeit sind sehr gut rüber gekommen.
    Insgesamt eine weitere gelungene Geschichte :)
    Never play with the feelings of others
    because you may win the game
    but the risk is that you will surely
    lose the person for a life time
  • Ja eine sehr schöne Heschichte und ganz ohne irgendwelche Fälle. Ai s Haltung hat mich ein bisschen an "Die Weihnachtsgeschichte" mit Ebeneezer Scruce erinnert, falls ihr die kennt. Die Geschichte zeigt einfach, dass man für die Weihnachtszeit nie zu alt sein kann und auch als Oberschüler noch einen Adventskalender haben kann (nicht war Conan^^)
    Ruhe und Gelassenheit, dazu noch Sorgfalt. Alles Eigenschaften meines Helden Holmes.