Vorfreude
Es gibt solche Tage, da fragt man sich, wofür man überhaupt aufgestanden war. Und heute war für James Black einer dieser Tage. Der ganze wolkenverhangene Himmel hatte sich düster und bedrohlich über Japan aufgebaut. Die schwere Wolkendecke schien nur noch darauf zu warten, dass es endlich Nachmittag wurde und mehr Leute auf den Straßen waren, um noch mehr Menschen zu ärgern. Außerdem wehte ein sehr starker, eiskalter Wind. Der war bei Temperaturen nur knapp über 0°C nicht gerade erfrischend. James wäre es lieber, wenn es noch kälter wäre, dann würde es zumindest später schneien und nicht regnen. Aber natürlich versaute ihm die dumme Temperatur diesen Traum. Es war wirklich einfach unnötig gewesen, heute Morgen aufzustehen. Er hätte so schön im Bett liegen können und später von drinnen draußen den Regen betrachten können.
Naja, jetzt war es zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen. Er schlenderte wieder zurück zu seinem Auto. An der Kasse im Supermarkt hatten so viele Leute gestanden, er hatte schon Angst bekommen, dass er erst nach Regenbeginn wieder raus kommen würde. Er öffnete die Autotür und ließ sich erschöpft auf in seinen bequemen Sitz fallen. Seine Einkäufe hatte er schon auf der Rückbank verstaut. Er ließ den Motor an und brauste los. Er hatte jetzt einen weiten Weg vor sich. Da heute sein freier Tag war wollte er einen Verwandten auf dem Land besuchen. Bis zu seinem Bauernhof war es aber ein beträchtliches Stück Landstraße, das ihn wohl mindestens zwei Stunden kosten würde. Er hoffte bloß, dass er nicht einschlief...
Die gesamte Umgebung der Landstraße war eintönig und ermüdend. Überall nur hohe Bäume, kaum Straßenbiegungen, die einen hochschrecken ließen. Die ganze Straße war einfach ganz gerade und ohne Abwechslung. Auch andere Autos begegneten einem kaum. James gähnte herzhaft und zuckte plötzlich zusammen. Im Himmel krachte es laut, Donner und Blitz sausten auf die Erde nieder und mit ihnen sehr starker Regen, der hart auf die Scheiben klopfte. „Ein Gewitter mitten im Winter? Heute ist wohl echt nicht mein Tag.“ Draußen war es jetzt stockdunkel und die alte Straße war sehr nass und rutschig. James musste langsamer fahren und mittlerweile bezweifelte er, ob er heute überhaupt noch ankommen würde. Es war 17.30 Uhr und er hatte noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft. Entnervt gab er einfach Gas. Auf dieser geradlinigen Straße ohne Autos konnte er ruhig rutschen, hier würde er sowieso nie einen Unfall bauen. Das Unwetter draußen wurde immer stärker und James immer nervöser. Es war beängstigend allein auf einer ganz geraden Straße zu fahren, auf der man nur 50 Meter weit sehen konnte. Und genau das wurde ihm zum Verhängnis.
Denn auf einmal entdeckte er unmittelbar vor sich den Stamm eines großen Baumes. Der Blitz musste ihn getroffen haben und er war umgestürzt. Jetzt lag er quer über der gesamten Fahrbahn und schälte sich plötzlich genau vor James‘ Motorhaube aus der nassen Dunkelheit. Erschrocken riss James das Lenkrad herum, doch er schlitterte trotzdem weiter und krachte mit 100 Sachen in den Baum. Er hatte unglaubliches Glück, dass der Baum nur auf die Beifahrertür getroffen war und diese völlig zerstört hatte. Überall lagen Lack- und Glassplitter herum. Einige steckten auch in James‘ Arm, mit dem er immer noch schweißgebadet das Lenkrad umklammerte. „Oh, my goodness.“, flüsterte er erschrocken. Bei dem Aufprall hatte er sich schwer den rechten Arm an der Tür geklemmt. Fluchend drückte er den Airbag von sich weg und stieg aus dem Auto. Er kramte sein Handy hervor und wählte die Nummer seines Verwandten. „Kein Netz!“, brummte er säuerlich. Voller Wut trat er gegen sein Auto. Es kam selten vor, dass er die Beherrschung verlor, aber so viel Unglück zusammen zwang selbst ihn fast in die Knie. Er hinkte die Straße weiter. Wenn nötig würde er auch zu Fuß bis zum Bauernhof laufen! Das Wetter würde ihn niemals in die Knie zwingen, davon war er überzeugt. Nach mehr als einer Viertelstunde war er völlig erschöpft und durchnässt. Seine Beine und Arme schmerzten fürchterlich. Er leuchtete sich den Weg mit einer Taschenlampe, die er glücklicherweise dabei gehabt hatte, doch mehr Glück schien er heute nicht zu haben. Nirgends war auch nur ein einziges anderes Licht zu sehen, die gesamte Welt um ihn herum schien wie ausgestorben, wenn man mal von dem lauten Donnern und dem heftigen Prasseln des Regens absah.
Dann entdeckte er endlich ein großes, hölzernes Haus. Es war eigentlich mehr eine Scheune als ein Haus. Drinnen brannte kein Licht, aber James hatte ein Feuerzeug dabei und so lange es darin wenigstens was zum Brennen gab, könnte er hier bis morgen ausharren. Er fror bis auf die Knochen und der Regen reizte ihn noch mehr. Der Gedanken ans Aufwärmen brachte ihm neuen Mut und er beschleunigte nochmal seine Schritte Richtung Scheune. Vor dem großen Tor angekommen stieß er es erleichtert auf und trat hinein. Schlagartig spürte er keinen Regen mehr. Er war gerettet, dem Regen endlich entronnen. Und als wäre seine Glücksfee plötzlich zurückgekehrt lagerte jemand darin auch noch Heu, Stroh und Holz. So gleich bereitete James alles für ein kleines Lagerfeuer vor und zündete schließlich das Holz an. Zufrieden ließ er sich gegen einen großen Heuballen sinken und wärmte sich seine Hände und Kleidung. Zum ersten Mal heute war er glücklich und erleichtert. „Ab jetzt geht’s wieder Berg auf, James!“, sprach er sich selbst Mut zu. Das Gesicht verziehend begann er, sich Glasstücke der ehemaligen Fensterscheibe aus dem Arm zu ziehen.
So begannen weitere Stunden ins Land zu ziehen, bis plötzlich um 20.00 Uhr das Scheunentor geöffnet wurde und niemand geringeres als Subaru Okiya eintrat. Auch er war völlig zerzaust und durchnässt durch den starken Wind und den Regen. Überrascht sahen sich beide an. Dann lächelte Subaru auf einmal und meinte: „Darf ich mich auch an ihrem Feuerchen erwärmen?“ James nickte knapp. Er traute Subaru noch nicht so ganz. Wie kommen Sie hier her?“, fragte er wie nebenbei. „Oh, eine dumme Reifenpanne. Die Fahrbahn ist aber auch schlimm beschädigt und wenn dann noch so dumme Äste und Zweige im Weg liegen, passiert so etwas schon mal.“ James nickte verständnisvoll. "Und sie?", fragte Subaru interessiert. „Baum lag im Weg.“, brummte James missmutig. „Also ein kleiner Unfall?“, schlussfolgerte Subaru. „Ja, sie kennen das ja, eisglatte Straße und dann noch keine Laternen am Seitenrand. Da sieht man meist zu spät, was auf einen zukommt.“ Dann schwiegen sie beide und auch Subaru machte es sich an einem Heuballen am Feuer bequem.
Und dann wurde erneut das Scheunentor geöffnet. Diesmal stand der Professor mit Conan, Ai, Ayumi, Genta und Mitsuhiko vor der Tür. Verblüfft blickten die sechs in die überraschten Gesichter von James und Subaru. „Was macht ihr denn hier?“ „Unterkunft suchen.“ „Auch einen Unfall gehabt?“ „Ja, zuerst hatte sich der Professor verfahren und dann hat sein Auto auch noch den Geist aufgegeben. Eigentlich wollten wir zelten fahren, aber als das Unwetter zu stark wurde, beschlossen wir zurück zu fahren. Bloß hat der Professor irgendwie die falsche Abzweigung genommen.“ „Setzt euch doch zu uns.“, lachte Subaru freundlich. Sie taten wie geheißen und wärmten sich auch neben den beiden Männern ihre gefrorenen Hände. Schüchtern und nervös sprach lange Zeit niemand ein Wort.
Dann öffnete sich erneut das Scheunentor. Diesmal standen Sato, Takagi und Megure vor dem Tor. „Was machen sie denn alle hier?“, fragte der Inspektor überrascht. „Pannen.“, kam es geschlossen zurück. Sato grinste. „Bei uns auch, hab ich wohl dem Motor etwas zu sehr eingeheizt.“ „Eigentlich wollten wir zusammen Essen gehen, aber ich glaube, wir haben die Ausfahrt übersehen.“, ergänzte Takagi. Auch die drei Polizisten setzten sich zu ihnen und wärmten sich. „So langsam wird es eng hier ums Feuer.“, murmelte James.
Gegen 23.00 Uhr wurde der Regen draußen langsam ruhiger, doch der Wind blies weiterhin sehr stark. Dann ging schon wieder das Scheunentor auf und Ran, Sonoko, Kogoro und Eri spazierten herein. Sie sahen ziemlich durchfroren aus und da Kogoro immer noch das Lenkrad in der Hand hielt, wollte niemand erst fragen, was ihnen zugestoßen sei. Freundlich luden sie auch diese kleine Gemeinschaft in ihre Runde ein und mit der Zeit entflammten überall kleine Gesprächsfeuer und es wurde lauter in der alten Holzscheune. „Ganz schön verrückt, was hier heute abgeht.“, lachte James glücklich. Ihm ging es mittlerweile viel besser und er hatte alle Teile, die nicht zu seinem Arm gehörten aus seinem Arm entfernt. Jetzt ruhte er sich nur noch aus.
Kurz vor Mitternacht stießen auch noch Heiji und Kazuha zu ihnen. Sie schienen sich gegenseitig zu wärmen und bevor jemand fragen konnte, meinte Heiji: „Motorradunfall, es ist echt verdammt glatt heute.“ Mit einer freundlichen Bewegung lud James sie ein, sich zu setzen.
Und schließlich polterte dann noch gegen 1.30 Uhr Kaito Kuroba und Aoko durch das Scheunentor, wobei Kaito die völlig erschöpfte Aoko zu tragen schien. Freundlich lächelnd bemerkte er: „Wurd‘ wohl nichts mit einem romantischem Abend unterm Vollmond.“ Freudig sprang Sonoko auf und rief glücklich: „Party!“ Gesagt, getan. Und so feierten mitten in einer verregneten und stürmischen Nacht 19 Menschen spontan ein Vorweihnachtsfest in einer alten, aber jetzt taghellen Holzscheune.
by Xajam
Passionierter Teetrinker , Waschbärfreund und Vorstandsvorsitzender des „Es-lebe-Kogoro"-Clubs
:rtea::odrink:
Mitglied in den folgenden Clubs:
名 "Wir-lieben-Kaito-Kid" Club 探 "Subaru ist der coolste" Club 偵 "mysterious girl" - Der-Ai-Haibara-Fanclub コSera - Die, die sich mit dem Geheimnisvollen schmückenナ"x-beliebiger-Verdächtiger-in-egal-welchem-Mordfall-Club"ン
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